Der Angriff im Stellungskriege 675
feindlichen Widerstandslinien werden. Das Zwischengelände kann mit dem Artillerie-
feuer schneller durchschritten werden.
Für den ersten Einbruch ist ein Abrollen des Artilleriefeuers nach der Uhr, das
von höherer Stelle geregelt wird, durchführbar, doch ist ein langsameres Fortschreiten
z. B. je 100 m in 4 bis 5 Minuten einschließlich Festhalten auf den Hauptwiderstands-
linien erforderlich.
Im weiteren Fortschreiten entspricht schematisches Abflauen des Feuers nach der
Uhr nicht mehr den Wechselfällen des Kampfes, es muß nach der Gefechtslage durch
Befehl oder Zeichen schneller bewegt oder angehalten oder zurückgeholt werden. Es
ist weniger schädlich, wenn die Geschlossenheit der Feuerwalze zerrissen wird, als wenn
die Artillerie stundenlang nutzlos schießt. Die niederen Verbände der In-
fanterie bis Regiment und Bataillon müssen mit den Walze
schießenden Batterien in unmittelbare Verbindung gebracht
werden. "
Nachziehen der Artillerie. 11. Daß weitreichende Erfolge rechtzeitiges Nachziehen
starker Artillerie, dabei recht viel schwere (auch Mörser), zur Voraussetzung haben, ist
allgemein anerkannt. Trotzdem fehlte häufig Artillerieunterstützung, weil durch Vor-
ziehen von zu viel Infanterie mit ihren Fahrzeugen die Straßen verstopft wurden.
Aus diesem Grunde ist auch ein Zuviel von Artillerie vom Übel, namentlich wenn die
Munitionszufuhr nicht mehr den Geschützzahlen entspricht.
Die Verbindung zwischen Infanterie und Artillerie muß verbessert werden. Die
Artilleriestäbe gehören zu den Infanteriestäben oder jeden-
falls so weit vor, daß sie persönlich die Verbindung mit der In-
fanterie aufnehmen können.
Denangreifenden Infanterie-Regimentern vorderer Linie
ist mindestens 1 Batterie, u. U. 1 Abteilung Feldartillerie als
Begleitartillerie zuzuteilen. Weitere Artillerie, vor allem
schwere, ist von Fall zu Fall nach Bedarf den Infanterie-Re-
giments--Kommandeuren unmittelbar zu unterstellen. Die
übrige Artillerie ist durch die Diovision (Artillerie-Kommandeur) nachzu-
ziehen und einheitlich zusammenge faßt gegen die feindliche Artillerie,
neue Einbruchsstellen usw. anzusetzen.
Der Infankerieangriff. 12. Beim Infanterieangriff war dem Engländer gegen-
über stets das Maschinengewehr der Hauptgegner. Das Sperrfeuer der Artillerie
spielte nirgends eine Rolle. Wo die Wirkung der Artillerie von der Infanterie in
kräftigem Schwung ausgenutzt wurde, solange der Feind noch unter dem moralischen
Eindruck der Beschießung stand, kam die Infanterie glatt vorwärts. Gelang es den
feindlichen Maschinengewehren, zum Schuß zu kommen, so blieb die eigene Infanterie
häufig stecken.
Daraus ergibt sich erneut:
a) die Infanterie muß ihren Angriff in schärfstem Angriffsgeiste
mit größter Schnelligkeit in unmittelbarstem Anschluß an die
Artillerievorbereitung oder an die Feuerwalze durchführen, um die
feindlichen Maschinengewehre möglichst nicht hochkommen zu lassen.
b) Da trotzdem stets eine Anzahl feindlicher Maschinengewehre am Leben bleiben
werden, muß die Infanterie weit mehr als bisher lernen, mit
eigener Feuerunterstützung (Gewehr, l. und f. M.-G., I. M.-W.,
Begleitgeschütze) zu arbeiten. Auch Gewehrgranaten und Granaten-
werfer sind im Kampf gegen Maschinengewehre wertvoll. Darauf, daß die In-
fanterie ihre Schußwaffen gebrauchen und schätzen lernt und auch ihre eigene Feuer-
wirkung durch entschlossenes Draufgehen und hohe Beweglichkelt ausnützt, ist bei der
Ausbildung mit allem Nachdruck hinzuwirken.
c) Bei den planmäßig vorbereiteten Angriffen kann die Infanterie in größerer
Dichte vorstürzen und die Tiefengliederung später annehmen. Im allgemeinen gilt der
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