Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

678 XXIV. Militärische Schriften 
  
  
wird, ob einheitlicher Angriff oder Verfolgungskampf der selbständigen Regimenter 
geführt werden muß (Div.-Stab vorübergehend 2 bis 3 km hinter vorderster In- 
fanterie). Erst wenn der Widerstand sich verstärkt, müssen die Stäbe wieder mehr ab- 
bleiben. 
Im Begegnungskampf ist die enge Verbindung der höheren Stäbe mit der Truppe 
wichtiger als nach rückwärts. 
4. Die Divisionen brauchen Gefechtsstreifen von 2½ bis 3 km Breite und mehr, 
um führen zu können. In diesen Streifen sind in der Regel nur zwei Regimenter in 
vorderer Linie einzusetzen. Wird der Infanterieangriff richtig dünn als M.-G.-Angriff 
mit Begleitartillerie usw. geführt, so ergibt sich genügende Kampfkraft. Größere Ver- 
dichtung führt nur zu erhöhten Verlusten. Stärkerer Widerstand muß durch mehr 
Artillerie, nicht durch mehr Infanterie gebrochen werden. 
Ist der erste Einbruch gelungen, so kämpfen sich die Infanterie-Regimenter 
selbständig vorwärts. Hierzu müssen sie außer der Begleitartillerie über weitere 
leichte und oft auch schwere Artillerie unmittelbar verfügen. 
Die übrige Artillerie und Minenwerfer führen Divisionen und Korps nach, um 
sogleich, wo der Widerstand sich verstärkt, den einheitlichen, von Artillerie in größerem 
Rahmen vorbereiteten Angriff ansetzen zu können. 
Sowohl Infanterie wie Artillerie schreiben ihre Erfolge mit Befriedigung der 
endlich erreichten innigen Zusammenarbeit mit der Schwesterwaffe zu. Diese Er- 
kenntnis ist zu pflegen und auszubauen. 
5. Die Gefechtsstreifen dürfen nicht zu Scheuklappen werden. Gegenseitige Unter- 
stützung oft mit ganz geringen Kräften (artilleristisch und infanteristisch), Ausnutzung 
einer offenen Vormarschstraße beim Nachbar, Umgehungen von Widerstandspunkten, 
Aufstellung eigener Artillerie usw. in Nachbarstreifen zur Flankierung machen oft 
schwere Angriffe überflüssig oder erleichtern sie wesentlich. 
Der Grundsatz, Reserven da anzusetzen, wo es vorwärts geht, bedarf noch mehr der 
Beachtung. 
Eine Ablösung ermüdeter Infanterie in vorderster Linie bei Tage ist ohne Verlust 
wertvoller Zeit nicht erreichbar und zu vermeiden. 
6. Der Angriff erfüllt seinen Zweck, solange er dem Gegner erheblich größere 
Einbuße bringt, als uns selbst. Dies ist stets der Fall in den ersten Stadien eines ge- 
lungenen Überraschungsangriffs. Hier gilt es, ohne ängstliche Scheu vor Verlusten 
zuzupacken, ohne jedoch die Feuerunterstützung und Feuervorbereitung außer acht zu 
lassen. Wird die Einwirkung der feindlichen Reserven kräftiger, so muß das die 
Führung herausfühlen. Die Angriffe müssen dann allmählich planmäßiger werden: 
starke Artillerievorbereitung mit sehr viel Munition tritt immer mehr in den Vorder- 
grund (s. 7), bis der Übergang zur Abwehr für uns zweckmäßiger wird. Der Gegner 
wird bei seinen ungenügend vorbereiteten Gegenstößen und Gegenangriffen gegenüber 
einer geschickten Abwehr erhebliche Verluste erleiden, während wir unsere Kräfte schonen. 
Geländegewinn um jeden Preis kommt für uns fast nie in Frage. Wir mühssen den 
Feind zerschlagen, uns erhalten. Unser militärisches Gefühl muß in diesem Punkt noch 
sicherer werden; wir neigen noch immer dazu, an den späteren Tagen eines Angriffs 
mit zu geringen Mitteln anzugreifen und um Geländegewinn zu kämpfen, der für die 
gesamte Lage bedeutungslos ist. 
Für die Abwehr gelten die bewährten Grundsätze: artilleristisch und infanteristisch 
offensiv, beweglich, tief gegliedert, kein Kleben an jedem Fußbreit Boden. 
Arkillerte und Minenwerfer. 
7. Die Sorgfalt der Vorbereitung, das Schießen unter Berücksichtigung der 
Tageseinflüsse, die Verwendung von Gas, die kurze, aber gewaltige Feuervorbereitung, 
und die Ausnutzung einer langsamen Feuerwalze haben sich erneut bewährt. 
Kommt es nach anfänglichen Erfolgen zum Stehen, so ist nicht zu vergessen, daß 
wirklich gründliche Artillerievorbereitung Munition und Zeit kostet. Bei den im
	        
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