Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

680 XXIV. Militärische Schriften 
  
Infanlerie. 
14. Der Vorwärtsdrang der Infanterie, ihre Marschfähigkeit, Ausdauer und 
Opferwilligkeit, insbesondere der Offiziere, haben sich wieder als Voraussetzung weit- 
reichender Erfolge erwiesen. Frisches Zufassen eines einzelnen Bataillons= oder Kom- 
pagnieführers kann den Feind auf langen Fronten ins Rollen bringen oder im Rollen 
erhalten (ogl. Ziff. 1 und 2). 
15. Die neue Ausbildung der Infanterie — weniger Schützenlinien und Massen- 
angriffe, mehr M.-G.-Angriff in dünnen Gruppen mit Feuerunterstützung durch Gewehr, 
leichtes und schweres M.-G., Gewehrgranaten, Minenwerfer und Begleitartillerie — 
gibt unserer Infanterie sichere Überlegenheit über den Feind. Sie hat uns Erfolge 
gebracht und Verluste gespart. Ausbildung in dieser Taktik ist daher nach wie vor 
unsere wichtigste Ausbildungsaufgabe. 
16. Der erste Einbruch in den Feind erfolgte mit Stoßtrupps; hier und da 
gingen zwischen diesen lichte Schützenlinien vor, um den Zusammenhang zu wahren. 
Im weiteren Verlauf hat sich für die Vorwärtsbewegung im Gelände bis zum 
feindlichen Infanterie-Widerstand die Taktik in Gruppen aufgelöster Kompagnien 
bewährt. Der Führer nahm an vorwärts bestimmten Sammelpunkten die Führung 
wieder fest in die Hand. 
Sonsliges. 
17. Über Pioniere, Luftstreitkräfte, Nachrichtentruppen, Vermessungstruppen usw. 
liegen weitere neue Einzelerfahrungen noch nicht vor. Bei diesen Truppen kommt es 
in erster Linie auf Förderung der Sonderausbildung an (ogl. Ziff. 20). 
18. Im Freihalten der rückwärtigen Straßen, Vermeiden unnötiger An- 
sammlungen, Ausfsuchen von Fliegerdeckung sind gegenüber den früheren Offen- 
siven große Fortschritte gemacht. Führung und Versorgung der Truppen waren 
dadurch wesentlich erleichtert. 
19. Der Verwundetenabschub stellte diesmal geringere Anforderungen. Die dafür 
getroffenen Maßnahmen haben genügt. Die Sankas müssen jedoch in der Regel den 
Divisionen verbleiben und dürfen nur ausnahmsweise von den Generalkommandos be- 
ansprucht werden. 
Zusammenfaffung. 
20. Was bekannt geworden ist, beweist, daß überall mit großem Eifer und Ver- 
ständnis an der Verbesserung der Ausbildung gearbeitet worden ist. Wo es noch 
fehlte, trug wohl meist die Kürze der Ausbildungszeit die Schuld. 
Aber auch in kurzer Zeit kann Gutes geschaffen werden, wenn die Zeit aus- 
genutzt wird. Hierzu sind vor allem Übungen in kleinerem Rahmen und Übungen 
der Spezialisten in ihrem Sonderdienst erforderlich. 
Große Übungen und Besichtigungen werden selten sein müssen, da ihre Vor- 
bereitung der Truppe zu viel Zeit, die für Innendienst und kleinen Dienst notwendig 
gebraucht wird, wegnehmen. 
Wird in diesem Sinne nach den Verfügungen der O. H. L. (bes. 17. 4. 1918 
I a/II Nr. 7745 geh. op. und vom 29. 4. 1918 I a/I/II Nr. 7925 geh. op.) bei jeder 
Gelegenheit gearbeitet, so werden wir die errungene operative und taktische Über- 
legenheit erhalten und weiteren großen Erfolgen entgegengehen. 
JI. A. Ludendorff. 
Chef des Generalstabes des Feldheeres. Gr. H. Qu., den 9. 7. 1918. 
II Nr. 88 960 op. 
An Stelle der Verfügung vom 25. 4. 1918 II Nr. 84 419 op. betr. Kenntnis der 
Munition treten nachfolgende Ausführungen: 
Kenntnisse über die wichtigsten Eigenschaften der Geschütze, Munition und Zünder 
sind Voraussetzung für die richtige Verwendung und richtige Anforderungen an die 
Wirkung der Artillerie. Scheinbar kleine Versehen, z. B. Vergessen der Schlagstift-
	        
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