694 XXIV. Militärische Schriften
Die Feuertätigkeit dieser Geschütze leiten die Infanterie-Bataillons= und Regi-
mentskommandeure. Den Bedienungen werden, soweit notwendig, Pioniere und In-
fanterie beim Bau der Deckungen, beim Bewegen der Geschütze, zur Überbrückung von
Gräben und zum Nachbringen von Munition zugeteilt.
Über die Verwendung von Minenwerfern für die gleichen Angriffsaufgaben wie
die vorstehenden vgl. Heft 7 des Sammelheftes der Vorschriften für alle Waffen.
262. Über die Bekämpfung der feindlichen Artüllerie (Ziff. 260b, ogl. auch
Ziff. 53) gilt folgendes:
Bei richtiger Ausnutzung aller Erkundungsmittel und verständnisvollem Zu-
sammenwirken aller Waffen muß es, falls der Stellungskampf an der Angriffsstelle
schon längere Zeit andauerte, gelungen sein, die Stärke, Art und Verteilung der
gegenüberstehenden Artillerie annähernd richtig zu ermitteln. Ein großer Teil der
feindlichen Artilleriestellungen (auch der Beobachtungsstellen) wird mit Sicherheit fest-
gestellt sein, wenn auch oft nicht klar sein wird, welche Stellungen jeweils besetzt sind.
Die forklaufende Schädigung der feindlichen Artillerie durch Vernichtung erkannter
einzelner Batterien, die gerade in stillen Zeiten mit Eifer anzustreben ist, ilh Haupt-
aufgabe in der Zeit vor dem eigenklichen Angriff.
Mit dem Enutschluß zum Angriff wird jeder Divisionsabschnitt durch eine Anzahl
schwerer Steil- und Flachfeuerbatterien, die für die Durchführung des Kampfes nötig
sind, verstärkt. Eine plötzlich erheblich gesteigerte Arkillerietätigkeit ist aber zu ver-
meiden, da sonst zu früh die Aufmerksamkeit des Gegners erregt werden würde. Der
Artilleriekampf darf erst kurz vor dem Beginn des Feuers zum Sturmreifmachen der
Infanteriestellung auffällig gesteigert werden. Die Artilleriebekämpfung wird dann
ununterbrochen während der ganzen Kampfhandlung fortgesetzt.
Kampfziel ist vor Beginn des Infanterieangriffs in erster Linie die Vernichtung
möglichst starker Teile der feindlichen Artillerie (Gerät, Bedienung, Beobachtung) und
das Festlegen genügender Schießgrundlagen gegen möglichst viele artilleristische Ziele,
demnächst, namentlich während des Infankerieangriffs selbst, das Riederhalten der
noch kampffähigen Teile der feindlichen Artillerie. Hierbei ist der Wahrscheinlichkeit
Rechnung zu tragen, daß eine Vermehrung der feindlichen Artillerie während des
Arttilleriekampfes eintreten wird. Die Zielverteilung ist entsprechend anzuordnen.
Unter Umständen sind einzelne Batterien, die anfänglich nicht mitfeuern, gegen solche
neu auftretende Ziele, die vielfach aus nicht bekannten Stellungen feuern werden,
einzusetzen.
Durch die Feuersteigerung mit Beginn des verstärkten Artilleriekampfes wird
dem Feinde die Angriffsabsicht klar werden. Wo es besonders darauf ankommt, dem
Feinde keine Zeit zum Heranziehen von Verstärkungen zu geben, kann man daher
auch auf die Steigerung des Kampfes gegen die feindliche Artillerie vor dem Infanterie-
angriff verzichten und sich auf ihre zeitweise Lähmung während desselben beschränken.
Für den Kampf gegen die feindliche Artillerie kommen alle Geschützarten, in erster
Linie jedoch die schwere Artillerie, in Betracht.
Auf die Verwendung von Gasmunition ist besonderer Wert zu legen. Starke
Vergasung unmittelbar vor dem Angriff kann ausschlaggebenden Erfolg haben (ogl.
im übrigen die besonderen, für Gasschießen gegebenen Bestimmungen).
263. Die Sl5örung der Kampftätigkeit des Gegners rückwärts seiner Stellung
(ogl. auch Ziff. 55 bis 57) wird erstrebt durch Störungsfeuer gegen die Verkehrswege,
Gleisverbindungen, Brücken, Bahnhofsanlagen, Munitions= und Geräteparks, Ort-
schaften, Lager und Aufstellungsorte der Reserven, durch Vergasen von Schluchten und
Waldstücken, ferner durch Zerstörung wichtiger Punkte (3. B. Ortschaften, erkannte Be-
fehlsstellen) sowie durch Beschießen von Gelegenheitszielen.
Wenn es auch nicht möglich ist, durch Artilleriefeuer den Betrieb hinter der
feindlichen Front völlig lahmzulegen, so können dem Feinde dadurch doch erhebliche
Verluste zugefügt werden, es kann ferner eine stark ins Gewicht fallende Störung in
der Befehlsführung, in der Wiederherstellung zerstörter Anlagen, in der Heranführung
und Pereitstellung von Perstärkungen, in den Ablösungen und im Nachschub des