Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Antwort des Reichskanzlers auf Nr. 3 73 
  
  
sparsamen Bewirtschaftung der noch vorhandenen Rohstoffbestände in erster 
Linie veranlaßten Einschränkungen gewisser Industriezweige, sind Be- 
schränkungen auch auf solchen Gebieten verfügt worden, wo von Material- 
mangel keine Rede ist. So ist beispielsweise das Neuabteufen von Kali- 
schächten und die Weiterarbeit an bereits zum Teil abgeteuften Schächten 
durch reichsgesetzliche Vorschrift untersagt; desgleichen ist die Anlage neuer 
Zementfabriken verboten worden. Die öffentliche Bautätigkeit hat eine 
starke Einschränkung erfahren, und auch die Ausführung von Privatbauten 
ist in einer Reihe von Korpsbezirken bereits im wesentlichen untersagt 
worden. Ich bin aber gern bereit, wegen dieser Frage nochmals mit den 
Bundesregierungen und den beteiligten Dienststellen zu dem Zwecke ins 
Benehmen zu treten, um alle nicht für das wirtschaftliche Leben notwendi- 
gen gewerblichen Betriebe behufs Gewinnung vermehrter Arbeitskräfte 
für die eigentliche Kriegsindustrie weiterhin nach Möglichkeit einzu- 
schränken. Einiges wird auf diesem Wege wohl zu erreichen sein. 
Dagegen vermag ich mir von einer Heilbehandlung der zur Zeit Un- 
tauglichen, die an Herzschwäche, allgemeiner Körperschwäche usw. leiden, 
einen Erfolg nicht zu versprechen. Für den Heeresdienst wären sie schwer- 
lich brauchbar; das Ergebnis würde schließlich nur sein, daß man diese Un- 
tauglichen aus ihren bisherigen Stellungen entfernt, in welchen sie im 
Interesse unseres Wirtschaftslebens Nutzbringendes haben leisten können. 
Auch der Anregung hinsichtlich einer sta atlichen Ausbildung der 
männlichen Jugend vom 16. Lebensjahr ab für den Militärdienst unter 
entsprechender Entlastung in sonstiger Arbeit stehe ich nicht ohne Zweifel 
gegenüber. Bei dem heutigen schweren Arbeitsmangel sind die jugend- 
lichen Arbeiter, d. h. die Arbeiter vom 14. Lebensjahr an, vielfach schon, 
soweit dies in Rücksicht auf die Kräfte dieser Knaben irgend angängig ist, 
in umfassendem Maße in den Betrieben der Kriegs= und Schwerindustrie 
beschäftigt. Sie aus diesen Betrieben ganz oder auch nur zum Teil wieder 
herauszuziehen, würde für die Leistungsfähigkeit der Kriegsindustrie von 
nachteiligen Folgen sein, denen ein entsprechender Gewinn für die Kriegs- 
ausbildung wohl nicht gegenüberstehen würde. Neben der schweren Arbeit 
in diesen Betrieben aber noch in den Freistunden eine die Körperkräfte 
wiederum stark anspannende Ausbildung für den Militärdienst treten zu 
lassen, dürfte die Anforderungen an die körperlichen und geistigen Kräfte 
dieser jungen Leute überspannen heißen. Ich bin indes gern bereit, wegen 
dieser Frage mit dem Herrn Minister der geistlichen und Unterrichts- 
Angelegenheiten und dem Herrn Minister für Handel und Gewerbe in Ver- 
bindung zu treten, und behalte mir vor, auf sie zurückzukommen. 
Ferner kann meines Erachtens die Schließung von Universitäten, 
Technischen Hochschulen, Seminaren usw. nicht wohl in Frage kommen.
	        
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