74 II. Hilfsdienstgesetz, Ersatz- und Arbeiterfragen
Nicht allein, daß die Maßnahme, derzufolge die inländischen Universitäten
und höheren Schulanstalten geschlossen werden sollen, während in den
okkupierten Gebieten im Osten und Westen von deutscher Seite Univer-
sitäten und höhere Bildungsanstalten neu ins Leben gerufen werden, im
In= und Ausland den ungünstigsten, für uns nachteiligsten Eindruck her-
vorrufen müßte, so würde auch in sachlicher Hinsicht der Erfolg ausbleiben.
Alle irgendwie körperlich brauchbaren Studierenden sind bereits zum
Heeresdienst eingezogen. Die nicht wehrfähigen Schüler der technischen
Hochschulen sind zur Zeit, schon des sehr lohnenden Verdienstes wegen, zum
größten Teil in den Betrieben der Kriegsindustrie oder der Nahrungs-
mittelindustrie beschäftigt. Es würde daher allenfalls nur in Frage kom-
men können, die Direktoren der Universitäten und technischen Hochschulen
durch den Herrn Minister der geistlichen und Unterrichts-Angelegenheiten
ersuchen zu lassen, auf diejenigen Studierenden, welche sich wegen mangeln-
der Dienstfähigkeit noch auf den Universitäten befinden und die für eine
Verwendung in bestimmten Stellen der Kriegsindustrie geeignet erscheinen,
möglichst dahin einzuwirken, daß sie sich um die Erlangung solcher Stellen
bemühen.
Hiernach würden hinsichtlich der männlichen Bevölkerung als durch-
führbar und — wenn auch nur innerhalb bescheidenen Rahmens — erfolg-
versprechend insbesondere folgende Maßnahmen in Frage kommen können:
1. Eine weitergehende Einschränkung aller nicht unmittelbar oder
mittelbar für die Kriegswirtschaft nötigen Bauten;
2. eine möglichst sorgfältige Ausbildung der Kriegsverletzten behufs
Wiederherstellung ihrer Arbeitsfähigkeit und ihre demnächstige Abkom-
mandierung in die Kriegsindustrien;
3. die frühere Einberufung der noch nicht eingezogenen Jahrgänge
(17= und 18jährige):
4. äußerstenfalls die Herausrückung der Altersgrenze für die Wehr-
pflicht bis zum 50. Lebensjahr (obwohl dabei nur zwei bis drei Jahrgänge
von Männern gewonnen werden würden, deren Kraft und Ausdauer viel-
fach nicht mehr auf voller Höhe stehen dürfte).
B. Frauen.
Es ist in weitestgehendem Maße gelungen, männliche Arbeit leichterer
Art sowohl in staatlichen (Post-, Eisenbahn-, Kanaldienst) als auch in
privaten Betrieben durch weibliche Kräfte ersetzen zu lassen. Der Weiter-
entwicklung nach dieser Richtung hin sind indes durch die physische Be-
schaffenheit der Frau verhältnismäßig enge Grenzen gezogen. Immerhin
ist es gelungen, die Frau aus den Industriezweigen, welche wegen Mate-