Erweiterung der Wehrpflicht 81
schlossene Maßnahmen sich meiner Ansicht nach heben und nicht durch sie
weiter sinken. Sie rührt zum weitaus größten Teil daher, daß es uns
nicht gelungen ist, Mißstände mancherlei Art im Lande rechtzeitig zu be-
seitigen. Die Beseitigung wird am leichtesten durch die hier vorgeschlagenen
und andere Euer Exzellenz bekanntere Bestrebungen erreicht werden.
Es unterliegt für mich als den berufenen Ratgeber Sr. Moajestät in
der Kriegführung keinem Zweifel, daß spätestens die ersten Monate des
kommenden Jahres einen Kampf bringen werden, der über Sein und
Nichtsein des deutschen Volkes entscheiden wird. Wir werden nur dann
nicht unterliegen, wenn wir alle — aber auch alle — Kräfte anspannen.
Diese Aussicht zwingt, wie ich nochmals betonen möchte, zum sofortigen
Handeln: wir haben meiner festen Überzeugung nach nicht mehr die Zeit,
uns in langdauernde Erwägungen einzulassen.
Sollte der Reichstag bei der Lösung dieser Aufgaben versagen, so wird
sich zeigen, welche Teile sich den Forderungen der Staatserhaltung ver-
schließen. Über die dann zu ergreifenden Maßnahmen brauche ich mich heute
noch nicht zu äußern.
Ich erlaube mir, Abschriften für das Reichsamt des Innern und das
Ministerium der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten beizufügen, das
Kriegsministerium hat unmittelbar Abschrift erhalten.
gez. v. Hin den burg.
Siehe 23 vom 17. 10. 1916.
Telegramm. 6. 30. 10. 1916.
An Generalmajor Groener, Chef des neugebildelen Kriegsamis.
Ihr Bericht hat mir vorgelegen.
Ich halte es nach wie vor für notwendig, daß ein Gesetz zustande kommt,
in welchem ausdrücklich die Wehrpflicht in dem von mir vorgeschlagenen
Maße sowohl hinsichtlich der Dauer wie der Verwendung des einzelnen er-
weitert wird. Wir müssen bei dem Ernst der Lage eine klare Lösung finden;
das ist nach meiner Ansicht nur auf dem Boden meines Vorschlages und
unter Mitwirkung des Reichstags, der unbedingt die Verantwortung mit-
zutragen hat, möglich. Sonst wird dem Volke der Umfang und die Be-
deutung der ganzen Frage nicht klar. Ich bin der Überzeugung, daß der
Reichstag sich der Zustimmung zu einem solchen Gesetz nicht entziehen wird,
wenn ihm klargemacht wird, daß wir nur mit Pilfe eines solchen Gesetzes
den Krieg gewinnen können.
Die Vorschläge des Ministers für Handel und Gewerbe werden zum
Teil bei den Ausführungsbestimmungen zum Gesetz Berück-
Urkunden der Obersten Heeresleltung. 1916—1918. 6