Über Erledigung des Hilfsdienstgesetzes 85
8.
Chef des Generalstabes des Feldheeres. Gr. H. Qu., den 15. 11. 1916.
II Nr. 995 geh. op.
An den Reichskanzler.
Die Lösung der Arbeiterfrage wird von Tag zu Tag dringender. Die
Lieferungen an Heeresgerät drohen herabzugehen statt zu steigen. Ich muß
die Verantwortung für die Fortsetzung des Krieges ablehnen, wenn nicht
die Heimat die nötige Unterstützung dadurch gewährt, daß die in der Heimat
noch vorhandenen Arbeitskräfte voll in den Dienst des Krieges treten. Seit
meinen ersten Anregungen sind Monate in der Hauptsache mit Erwägun-
gen ausgefüllt worden, während unsere Gegner in vorbildlicher Weise
handeln. Auch die Einrichtung des Kriegsamts kann erst dann voll
wirksam werden, wenn das Gesetz über den vaterländischen Hilfsdienst ihm
die unerläßlichen gesetzlichen Handhaben gibt. Eure Exzellenz bitte ich daher
dringend, die Durchbringung dieses Gesetzes zu beschleunigen. Für Mit-
teilung werde ich dankbar sein, für wann Einberufung des Reichstages und
Verabschiedung des Gesetzes vorgesehen ist. gez. v. Hinden burg.
9.
Der Erste Generalquartiermeister. 23. 11. 1916.
An den Präsidenten des Reichstags Dr. Ki#oempf“").
Eure Exzellenz! In meinem, an Eure Exzellenz gerichteten Schreiben
vom 25. 10. hatte ich erwähnt, daß das Kriegsministerium und die Reichs-
ämter vor der Lösung außerordentlich wichtiger Aufgaben ständen, es waren
dies die Einrichtung des „Kriegsamts“ und die Einstellung der gesamten
Bevölkerung in den Dienst der Kriegswirtschaft. Das Kriegsamt ist in-
zwischen ins Leben gerufen. Der Entwurf des Gesetzes über den vater-
ländischen Hilfsdienst hat am 21. 11. die Zustimmung des Bundesrats ge-
funden; in den nächsten Tagen wird der Reichstag darüber Beschluß fassen,
ob die gesamte Volkskraft in den Dienst des Krieges, der über Wohl und
Wehe des Vaterlandes entscheiden wird, gestellt werden soll.
Es drängt mich, in diesem Augenblick Eurer Exzellenz die Gedanken
mitzuteilen, die uns zu der Forderung, ein solches Gesetz vor den Reichstag
zu bringen, geführt haben.
Die innere Überlegenheit der deutschen Truppen ist groß; ihre Aus-
bildung und Führung sind besser als beim Feind; sie reichen aber nicht aus,
der großen und steigenden Macht unserer Feinde Herr zu werden.
*) Nach Vereinbarung mit dem Reichskanzler. Der Verfasser.