Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

90 II. Hilfsdienstgesetz, Ersatz- und Arbeiterfragen 
  
  
stattgehabten Besprechungen stelle ich als Ergebnis hinsichtlich der Ersatz- 
und Arbeiterfrage folgendes fest: 
Unsere Gegner machen die verzweifeltsten Anstrengungen, den Sieg 
an sich zu reißen. Es steht ihnen an sich ein zahlenmäßig weit überlegenes 
Menschenmaterial zur Verfügung, das durch das Eintreten Amerikas noch 
vermehrt wird, selbst wenn dessen Leistungen nicht überschätzt werden 
dürfen. 
Ahnlich sieht es mit dem Kriegsgerät, insbesondere der Munition, aus. 
Wir kämpfen auch darin mit der Industrie der ganzen Welt. Die Kraft- 
entfaltung der feindlichen Artillerie ist der unseren überlegen. 
Daß der U-Bootkrieg Entlastung bringt, ist zweifellos, aber der Zeit- 
punkt, zu dem er eine entscheidende Schwächung bei unseren Gegnern her- 
vorruft, läßt sich noch nicht bestimmen. Sicher ist jedenfalls, daß unsere 
Gegner noch vorher versuchen werden, durch eine militärische Entschei- 
dung den Krieg zu ihren Gunsten zu Ende zu bringen. 
Demgegen bleibt es nach wie vor möglich, uns siegreich zu behaupten, 
wenn 
1. der Ersatz des Heeres sichergestellt ist, 
2. unsere Rüstungsindustrie das möglichste leistet, 
3. der entschlossene Wille, den Krieg bis zur Erreichung eines 
Friedens, der unsere Zukunft sichert, sich allgemein durchsetzt und trotz der 
im Winter fraglos auftretenden Schwierigkeiten und Entbehrungen anhält. 
Zu 1.: Der Ersatz für das Feldheer ist zur Zeit unzureichend, ins- 
besondere fehlt ausgebildeter Ersatz bei allen Waffen in beängsti- 
gendem Maße. Die Ersatzfrage legt schon jetzt erheblich die militärische 
Operationsfreiheit lahm. 
Für das nächste Jahr sieht die Ersatzfrage noch ernster aus, wenn es 
nicht gelingt, Reklamierte in großer Zahl frei zu machen (vgl. unter 2.). 
Gelingt es nicht, den nötigen Ersatz für das Heer zu schaffen, so ist 
der Ausgang des Krieges in Frage gestellt. 
Zu 2.: Auch hinsichtlich der Rüstungsindustrie ist ein zufriedenstellen- 
der Stand nicht erreicht. Das an sich nur den notwendigsten Anforde- 
rungen entsprechende sogenannte Hindenburg-Programm ist noch jetzt nicht 
erreicht, obwohl es in seinem Umfange zweimal herab gesetzt (in ein- 
zelnen Posten allerdings auch heraufgesetzt) ist. Es fehlt zur Zeit in er- 
heblichem Umfang an dem verschiedensten wichtigsten Kriegsgerät. Jeden- 
falls darf die Kriegsindustrie nicht weiter eingeschränkt, es muß vielmehr 
das mit dem Kriegsministerium festgelegte Programm mindestens einge- 
halten werden. Eine Einschränkung würde nicht nur viel Blut kosten, 
sondern stellt, ebenso wie Ersatzmangel, den Krieg in Frage. Die Lösung
	        
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