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Die Eicheln aber wuchsen gar lustig heran. Nach zwanzig Jahren
sah man dort den Herrn von Schlebusch schon in dem Schatten nach
Rehen jagen. Noch erlebte er's, daß dort zum Lohschälen die Axt
aufräumte. Als aber die Eichen über das Klosterdach schaueten, da
sahen sie auf grüne Gräber, darin Abt und Mönche längst in Ruhe
schliefen, und als die graue Rinde der hohen Stämme borst und sich
verkrustete, da schüttelten die gewaltigen Baumkronen ihre verfalbten
Blätter auf die Ruine des Klosterözwingers herab, und es lebte nun
kein Mensch mehr, der Ansprüche auf den ehemals streitigen Boden
des Herrn von Hall gemacht hätte.
57. Die Eichensaat.
Wie waren die Mönche zu Dünnwald so klug!
Sie suchten in den Briefen und fanden genug;
In alter Pergamente gebräunter Schrift
Sahen sie von mancher blöckenden Trist.
Sie zeigten auch dem Junker zu Schlebusch eins
Im krausen Stile guten Klosterlateins:
Des Klosters seien, wie da geschrieben stand,
Wohl hundert Morgen von des Junkers Land.
Das begriff der schlichte biedre Junker schwer:
Was er besessen von Urvätern her,
Worauf er geerntet so lang und so viel,
Wie der Acker plötzlich dem Kloster verfiel.
Der Prior brachte den Handel vor Gericht.
Da wußten sich die Schöffen zu rathen nicht.
Der Schultheiß dingte so manche Tagefahrt;
Der Verwicklung wurde kein Ende gewahrt.
Boctussia. 7