Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

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zwang sie zur Unterwerfung und zur Zahlung eines Tributs. Aber 
ehe er sie vollständig unterjochen konnte, mußte er ins Grab steigen. 
Erst hundert Jahre später ließ der kräftige deutsche Kaiser Heinrich, 
den man den Finkler oder Vogelsteller nennt, das deutsche Banner 
wieder im Lande der Wenden flattern. Er wollte sie zwingen, ruhige 
Nachbarn zu sein. Da, wo der Havelstrom in die Elbe geht, fiel er 
mit seinen Schaaren in ihr Land. Ihr Fürst Tugumir saß zu Bren- 
nabor an der Havel, das heute Brandenburg heißt. Er war den 
Deutschen nicht gewachsen; aber Brennabor gab ihm Schutz, denn 
ringsum die Stadt hatte das Havelwasser Sümpfe und Moräste ge- 
bildet, und Niemand hätte da hindurchdringen können. Da jedoch ein 
scharfer Frost einftel, also daß der Fluß zufror und die Moräste fest 
wurden, konnte Kaiser Heinrich die Stadt angreifen, und er erstürmte 
sie. Nun unterwarf sich das ganze Wendenland. Damit er es im 
Zaume hielte, und um auch sein Sachsenland am andern Elbufer zu 
schützen, richtete der Kaiser dort, wo heute die Städte Salzwedel und 
Stendal liegen, eine Markgrafschaft ein, die er die Nordmark nannte, 
und welche jetzt die Altmark heißt. Sie sollte eine Wache des deutschen 
Reiches gegen Morgen sein. Tapfere Männer wurden als Markgrafen 
hineingesetzt. Damit aber die Wenden gute Christen würden, zogen 
Mönche über die Elbe hinein in die wendischen Städte und Dörfer, 
und verkündigten ihnen das Evangelium. Der Kaiser Otto, der ge- 
waltige Sohn Kaiser Heinrich's, baute auch christliche Dome in den 
Städten Havelberg (946) und Brandenburg (949) und setzte Bischöfe 
in dieselben. Es versäumten aber die Deutschen, die Wenden durch 
Freundlichkeit und Milde zu gewinnen; sie haßten das arme Wenden- 
volk, verachteten es, und nannten es in ihrem Uebermuth: „Slavische 
Hunde“. Das machte böses Blut, und oft empörten sich die Wenden 
gegen ihre Unterdrücker; wo sie konnten, fielen sie über sie her und 
tödteten sie. Auch die Stadt Brennabor haben sie wieder erobert, die 
Altäre Gottes umgestürzt, die Kreuze zerschlagen und an die Stelle 
derselben ihre Götzenbilder aufgerichtet. Es wurden noch in späterer 
Zeit solche Männer, welche den Wenden das Epangelium predigen 
wollten, von ihnen in wildem Grimme erschlagen, und auch der 
märkische Sand ist roth gefärbt worden von dem Blute der Märtyrer, 
die um Christi willen von der Heidenfaust den Tod erlitten haben.
	        
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