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Er wirft sich auf den Reiter, er zwingt ihn in die Höh',
Das Mädchen fliegt von dannen wie ein gescheuchtes Reh.
Da reißt vom Sattelbogen das Faustrohr der Soldat:
Wie schnell die Todeskugel die Maid ereilet hat! — —
Dem Behler, bald bezwungen, hat man bestrickt die Hand
Und an den Schweif des Schecken geflochten und gespannt.
Es schwingt sich auf der Reiter, er setzt die Sporen ein,
Das Roß in wilden Sätzen fliegt über Stock und Stein.
Bald stürzt der Greis zu Boden, dann schleift das Thier ihn nach,
Bald wieder aufgerissen, trifft ihn des Hufes Schlag;
Und durch die Nacht ertönet zum Hufschlag — Wimmern, Schrei’n,
Trompetentöne schmettern hohnlachend zwischendrein.
Sie kommen bald zum Bergsturz, da geht der Schecke sacht,
Da ist im greisen Behler die alte Kraft erwacht:
Mit einem mächt'gen Rucke hat er die Hand befreit,
Mit einem wilden Sprunge ist er dem Roß zur Seit,,
Hat das Gebiß ergriffen mit eisenharter Faust.
Drängt Roß und Mann zurücke dorthin, wo's Wasser braust;
Den Schecken treibet vorwärts manch wüth’ger Sporenstoß —
Trotz Fluchen und trotz Hieben, der Behler läßt nicht los;
Ein Ruck! es bäumt das Thier sich hochauf an Abgrunds Rand,
Ein Stoß! und Roß und Reiter im grausen Sturz verschwand. —
Der Mund des Volkes wahret treu die Erinnerung:
Die Stelle heißt bis heute noch „der Trompetersprung.“
F. W. v. Krane.