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unterstützt, mußte er sich zu einem Vertrage mit den Schweden be-
quemen, durch welchen er Ostpreußen nunmehr von dieser Macht, wie
bis dahin von Polen, zum Lehen amahm (1656). Bald aber änderte
sich das Kriegsglück und wandte sich auf die Seite der Polen. Da
gerieth der Kurfürst in nicht geringe Verlegenheit. Gewann Johann
Casimir die Oberhand, so hatte er das Schlimmste zu befürchten. Der
klügste Weg schien ihm als Vermittler zwischen beiden Partheien aufzu-
treten. Allein der Polenkönig ließ ihm trotzig wiedersagen, die Zeit
zum Unterhandeln und Vertragen sei vorüber; wenn er auch zu seinen
Füßen um Gnade flehen wollte, er würde kein Gehör finden; ein
ewiger Kerker, wohin weder Sonne noch Mond schienen, solle der Lohn
für seinen Verrath sein. Da war der Entschluß des Kurfürsten gefaßt.
In der Stunde der Entscheidung erklärte er sich für Karl Gustav und
ließ 8,000 seiner tapferen Brandenburger zu den Schweden stoßen.
Bei Warschau entbrannte am 28. Juli 1656 eine mörderische Schlacht,
die drei Tage dauerte. Die Polen kämpften mit Begeisterung für ihren
vaterländischen Heerd; aber der Heldenmuth des Kurfürsten, die Kriegs-
kunde seiner Generale, besonders Derfflingers, und die Tapferkeit seiner
Truppen gewannen einen herrlichen Sieg; denn ihnen gebührt ganz
besonders der Ruhm dieser Tage. Als Dank für die ausgezeichnete
Hülfe bewilligte Karl Gustav im Vertrage zu Labian dem Kurfürsten
den unabhängigen Besitz des Herzogthums Preußen. Aber Polen er-
mannte sich noch einmal, nahm Warschau wieder ein und zwang die
Schweden, sich nach dem polnischen Preußen zurückzuziehen. Furchtbar
ließen jetzt die wilden Horden der Tartaren, die mit Polen sich ver-
bündet hatten, das Herzogthum Preußen ihre Rache empfinden. Denn
obgleich der Kurfürst nicht ruhmlos sein Land vertheidigte, konnte er
doch ihren verheerenden Strom nicht aufhalten. Nun erfuhr auch das
arme Preußen alle Schrecken eines unmenschlich geführten Krieges.
Städte und Dörfer gingen in Flammen auf; Tausende von Menschen
ohne Unterschied des Geschlechts und des Alters wurden grausam zu
Tode gemartert, andere Tausende in die grauenhafteste Sklaverei ge-
schleppt. Man zählte 23,000. Ermordete, 34,000 vermißte man. 249
Flecken, Dörfer und Höfe, 13 Städte und 37 Kirchen lagen in Asche.
Hungersnoth und Seuchen blieben auch nicht aus und rafften gleich-
falls unzählige Menschenleben dahin.
Das Kriegsglück neigte sich nun wieder den Schweden zu. Da
sandte aber der deutsche Kaiser den Polen ein Hülfsheer, und die
Dänen griffen die Schweden in ihrem eignen Lande an. Da mußte
Karl Gustap seine Siegesbahn verlassen und sich gegen Dänemark