119
Es schmettern Tod die Schlünde, der Türlensäbel mäht:
Zog Schöning seinen Degen, der rothe Adler weht,
Und waren Brandenburger die ersten auf dem Wall,
Daß davon nie verklinget im Morgenland der Schall!
Zweitausend nur, doch Männer, doch Brandenburger — dort,
Uns haben sie gerettet der deutschen Ehre Hort,
Und ihre Söhn' und Enkel, die lerneten es auch,
Und war im Preußenlande nicht mehr ein andrer Brauch!
. O. F. Gruppe.
72. Der Schöppenmeister Rhode.
1662
Als nach dem Frieden von Oliva der Kurfürst seine souverainen
Rechte in Preußen ausüben wollte, leisteten ihm die preußischen Stände,
auf veraltete Vorrechte sich stützend, heftigen Widerstand; sie wollten
ihm weder den Huldigungseid leisten noch Steuern zahlen. Viele
Adelige und Deputirte der Städte, den Schöppenmeister Rhode an der
Spitze, hielten eine stürmische Versammlung in Königsberg und be-
schlossen, dem Kurfürsten dann erst den Eid der Treue zu schwören und
Steuern zu bewilligen, wenn er ihre alten Rechte anerkenne. Dazu
wollte sich Friedrich Wilhelm nicht verstehen. Als er nun ohne Be-
willigung der Stände neue Steuern beitrieb, schickten die Aufständischen
Abgesandte an den König von Polen mit der Erklärung, sie wollten
eher dem Teufel unterthänig werden, als unter dem Drucke des Kur-
fürsten leben; der König möge sich daher ihrer wieder annehmen. Da
beschloß Friedrich Wilhelm die Widerspenstigen mit Gewalt zu be-
kämpfen. Mit einer treuen Schaar seiner Truppen erschien er plötzlich
in Königsberg und gab den Befehl, den Schöppenmeister Rhode ge-
fangen zu nehmen. Die abgesandten Soldaten wurden aber durch
Volksaufstände daran gehindert. Bürgerblut wollte der Kurfürst nicht
gern vergießen, er wandte deshalb eine List an. Er ließ nämlich eines
Tages die Bürger der Stadt auf's Rathhaus berufen. Während sie
daselbst versammelt waren, ging ein Zug von Wagen unter starker