122
Kurfürst 1674 seine Brandenburger an den Rhein, um deutsches Land
zu vertheidigen. Die Franzosen wurden von ihrem tapfern Gegner
hart bedrängt. Ihr König sann deshalb auf Mittel, sich den Kurfür-
sten vom Halse zu schaffen. Durch Bestechung gewann er die schwedi-
schen Minister, daß sie ihren König beredeten, von Vorpommern aus,
das damals noch zu Schweden gehörte, ohne irgend einen Grund und
ohne jede Kriegserklärung in's Brandenburgische einzufallen. Am 15.
December 1674 überschritten sie die Grenze und übten an den wehr-
losen Bürgern und Bauern unerhörte Grausamkeiten aus, um Geld zu
erpressen. Fast alle Gräuel des dreißigjährigen Krieges kehrten zurück.
Männern gossen sie widerliches Getränk in den Hals, nagelten Frauen
an die Thüren, gruben Greise bis an den Hals in die Erde und schos-
sen zum Vergnügen nach ihren Köpfen. Selbst Gräber öffneten die
Unmenschen, um die Leichname ihres Schmuckes zu berauben. Ganze
Ortschaften gingen in Flammen auf. Das ganze Volk wurde zur Ver-
zweiflung getrieben. Die Bauern des Havellandes rotteten sich zusam-
men und führten, mit Sensen und Heugabeln bewaffnet, zwischen ihren
Mooren und Brüchen einen blutigen kleinen Krieg. Jeder dieser Haufen
führte eine Fahne, die mit dem preußischen Adler und einem Kranze
von Eichenlaub geschmückt war. In derselben standen die Worte:
Wir sind Bauern von geringem Gut
Und dienen unserm Kurfürsten mit Leib und Blut.
Wem auch mancher Schwede für sein frevelndes Treiben im mär-
kischen Sande sein Grab fand, so vermochten diese ungeregelten Schaa-
ren gegen den 11,000 Mann starken Feind, der 38 Kanonen mit sich
führte, doch nur wenig auszurichten. Aber sie rechneten darauf, daß
der Kurfürst herbeieilen und das Land von diesem schrecklichen Feinde
säubern werde.
75. Die Schweden in der Mark.
Der Schwede fiel in's Märkerland O gnäd'ger Kurfürst, kommt geschwind,
Mit Sengen, Brennen, Plündern, Beeilet Eure Reise,
Und Keiner thät ihm Widerstand, Weil Durchlaucht nicht zu Hause sind,
Und Keiner thät ihn hindern. So frefsen uns die Mäusel