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Der große Kurfürst aber schrieb:
„Ich kann so schnell nicht kommen,
Helft selber euch vom Mäusedieb
Zu unsers Landes Frommen.“
„Bei Gott, das Herze blutet mir,
Daß ihr so viel sollt leiden,
Doch itzo kann ich nicht von hier,
Schlagt selber auf die Heiden.“
„Theilt euch in Kriegeshaufen ein,
Verhaut dem Feind die Wege,
Und hackt den Schelmen kurz und klein,
Kommt er euch in's Gehege!“
Da standen stracks die Bauern auf
Und theilten sich in Haufen,
Von Briest, der Landrath, frisch vorauf,
Dann ging es an das Raufen.
„Wir Bauern von geringem Gut,“
Stand in der Fahn' geschrieben,
„Wir dienen ihm mit unserm Blut,
Dem Herrn, dem treu wir blieben!“
So thät der märk'sche Bauer sich
Mit schwed'schem Volke schlagen,
Und das soll preisen männiglich
Jetzt und in künftigen Tagen.
G. Hesekiel.
76. Edle Rache.
Zum Brandenburger Lager schleicht spät in Dämm'rungschein
Ein Mann in grauem Mantel. Wer mag der Fremdling sein?
„Wer da? so ruft die Wache. „Gut Freund!“ die Antwort schallt.
„Wohin?“ „Zu deinem Kurfürst,“ erwiedert die Gestalt.
Die Meldung geht in's Lager, die Antwort lautet: „Jal“
Und bald d’rauf steht der Fremde vor Friedrich Wilhelm da.
Der schaut mit ernster Miene sich den Gesellen an
Und fragt, was er begehre, und dieser nun begann:
„Von enerm Feinde komme ich, komm aus Türenne's Heer,
Wollt ihr, so lebt der Feldherr nicht eine Woche mehr.“
„Wie,“ ruft der Kurfürst heftig, „versteh ich so dein Wort?
Du willst, ich soll dich dingen zu einem Meuchelmord?“
„Dann eile flugs von dannen, Verräther, Bösewicht,
Mit Gift und Dolche kämpfet der Brandenburger nicht.“
Und an Türenne schreibt er: „Gem'ral, ich acht euch sehr,
Ob ihr auch arg verwüstet mein Land mit euerm Heer.“