162
Volke überlassen; Münzen mit den Bildnissen des Königs und der
Königin wurden ausgeworfen. Wer da flinke Hände hatte, konnte reich
ausgehen. Das Ergötzlichste aber war der große Ochse, der auf dem
Marktplatze gebraten wurde, und daneben zwei kunstreich gearbeitete
Adler, die unablässig Wein sprudelten. Da konnte Mancher sich herz-
haft satt essen und heiter trinken, dem es sonst spärlich zugemessen war.
Auch der Armen hatte der König gedacht. Tausend Thaler empfingen
die in Königsberg, und zwei neue Armenhäuser in Berlin und Königs-
berg wurden gegründet. Erst im März trat der König seine Rückreise
nach Berlin an. Im Mai begannen hier die Begrüßungsfeierlichkeiten.
Am 22. Juni wurde in jedem Dorfe und in jeder Stadt der Schluß
mit einem Dank= Buß- und Betfest gemacht.
Das neue Königreich verursachte große Kosten. Schon die Er-
werbung der Krone und die Krönung hatten Millionen verschlungen.
An Friedrichs Hofe ging es in jeder Beziehung ungemein glänzend zu.
Hundert Kammerherren waren stets im Dienste; die Zahl der Kammer=
diener, Läufer und Heiducken war ohne Ende. Und alle diese wurden
mit Hunderten und Tausenden besoldet. Der König selbst hatte an
fürstlicher Pracht und an der Anordnung großartiger Feste das größte
Vergnügen. Dabei war er oft bis zur Verschwendung freigebig. So
schenkte er einst einem Jäger, der ihm einen ungewöhnlich großen Hirsch
auftrieb, ein Gut von 40,000 Thalern an Werth. Natürlich über-
stiegen diese ungeheuern Ausgaben bei weitem die gewöhnlichen Staats-
einkünfte. Der vom Vater gesammelte Schatz verschwand. Schulden
über Schulden wurden gemacht. Die Steuern mußten erhöht, neue
Steuern eingeführt werden. Da gab es außer den gewöhnlichen Ab-
gaben eine Kopfsteuer, Wagensteuer, Perückensteuer und gar eine Schweine-
borstensteuer. An der üblen Wirthschaft waren hauptsächlich die Günst-
linge des Königs schuld, die das Volk nach den Anfaugsbuchstaben
ihrer Namen: „Wartenberg, Wittgenstein und Wartensleben,“ spottweise
das dreifache Weh des Landes nannte. Der Wohlstand sank. Dazu
kam noch die Pest, die in Ostpreußen so sehr wüthete, daß ein Drit-
theil der Bevölkerung hinweggerafft wurde.
Friedrich I. starb am 24. Februar 1713. Sein Volk, das über
den trefflichen Eigenschaften seines Herzens seine Schwächen vergaß,
beweinte ihn herzlich.