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verlangte. An einem der nächsten Tage fand sich der Bauer mit einem
Sack voll Rüben in dem Vorzimmer des Königs ein, der ihn sogleich
vorließ. Der Bauer schüttete ihm die Rüben auf den Tisch, um auf
diese Weise seine Erkenntlichkeit zu bezeigen. Der Königin aber gab
er eine Hand voll kleiner ausgesuchter Rüben und rieth ihr, davon
beim Spinnen immer eine in den Mund zu nehmen, da sie dann immer
den Faden gut netzen könne. Dem hohen Paare geflel die gutmüthige
Zutraulichkeit des Bauerd, und er wurde mit einem Geschenk entlassen.
113. Ein Wann, ein Wort.
Selten verging übrigens ein Spaziergang, ohne daß dem König
dieses oder jenes Abenteuer begegnete. Zu Potsdam wohnte eine schon
betagte Frau, gewöhnlich Mutter Matthesen genannt. Als der König
einst vor deren Thür stand, sprach er zu derselben: „Gott grüße Euch,
Mutter Matthesen! was macht ihr Gutes?““ Die Frau antwortete:
„Schönen Dank, Ihre Majestät! ich mache, Gott sei Dank, alles Gute;
aber wissen Sie wohl, was Sie mir versprochen haben?“ Da scherzte
der König und sagte! „Meine licbe Mutter Matthesen, ich crinnere
mich dessen nicht, was ich euch versprochen haben soll. Jedoch es mag
sein, was es will, so hätte ich gar viel zu thun, wenn ich Alles hal-
ten wollte, was ich verspreche!“ „Ein Mann, ein Wort!“ rief Mutter
Matthesen dem Könige nach, und am folgenden Tage erhielt sie, was
ihr der König versprochen hatte.
114. Das Tabakskollegium
Sau're Wochen, heit're Feste, Tages Arbeit, Abends CGäste!
Das war das Lieblingssprüchlein des Königs. Am besten gelaunt war
er in seiner Abendgesellschaft, dem sogenannten Tabakskollegium, das
im Sommer um sicben, im Winter um fünf Uhr zusammentrat. Zu