Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

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119. Lehre Er nur fort. 
Unter der rauhen Schaale des Königs war ein edler Kern ver- 
borgen und manchmal konnte der oft jähzornige Monarch auch leutselig 
und gemüthlich sein. 
Von dem Pastor Baumgarten in Halle wurde ihm erzählt, daß 
er wider das Christenthum lehre, und daß er es mit der ganzen christ- 
lichen Kirche aufnehmen wolle. Darüber wurde der König sehr auf- 
gebracht und ließ den Prediger nach Berlin kommen. Er dachte sich 
unter demselben einen großen kräftigen Mann und beabsichtigte, ihn zur 
Strafe unter sein Riesenregiment zu stecken. Als nun aber ein kleines, 
schwächliches Männlein vor ihn hintrat, sagte er lächelnd: „Gehe Er 
in Gottes Namen nach Hause und lehre Er fleißig fort; Er wäre mir 
der Mann damnach, es mit der ganzen christlichen Kirche aufzunehmen!“ 
120. Des Königs liebe blaue Kinder. 
Von frühester Jugend an hatte der König eine große Vorliebe 
für den Soldatenstand, und die Vergrößerung seines Heeres ließ er sich 
ganz besonders angelegen sein. Er brachte dasselbe während seiner Re- 
gierung von 48,000 auf 83,000 Mann. Da die Soldaten in Blau, 
die Farbe der Treue, gekleidet wurden, so nannte er sie „seine lieben 
blauen Kinder;“ auch bediente er sich wohl des Ausdrucks „lange 
Kerls.“ Dabei hatte er eine wahre Leidenschaft für hochgewachsene 
junge Leute, und sein Leibregiment zu Potsdam bestand aus 4000 
Riesen. Sie waren der Stolz und die Freude seines Lebens. Als er 
nach einer schweren Krankheit halbgenesen war, mußte eine Abtheilung 
seiner Garden langsam an seinem Bette vorbeimarschiren. Das war 
ein Hochgenuß, eine wahre Herzensfreude für den König. Er selbst 
war Oberst dieses Riesenregiments. Die Grenadiere trugen blaue Uni- 
formen mit scharlachrothen Aufschlägen, rothe Halsbinden, weißgelbe 
Westen und Hosen und weiße Gamaschen. Die Uniform der Unter- 
offiziere war mit Silber, die der Offiziere mit Gold gestickt. Der
	        
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