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123. Sein Begräbniß.
Reiche Schätze hat der König
Hinterlassen. Doch von höh'rem
Werth noch sind die weisen Lehren,
Die sein Testament enthält;
Für den König, für den Menschen,
Für den Christen unschätzbar.
Doch auch seiner Seltsamkeiten
Spur zeigt dieses Testament.
Alles, was auf sein Begräbniß
Sich bezieht, ist in demselben
Haarklein aufgeführt. Gewiß hat
Nie ein Mensch dem Tod in's Antlitz
Fester noch, als er geschaut.
„Wenn ich kalt bin, sollt ihr meine
Dritte Uniform mir anziehn;
(Gut genug zum Fraß für Würmer)
Zweite Schärpe: (die wird's auch thun)
Aber meinen Degen schmücket
Mit dem besten Portepée.
Zu der Beisetzungs-Parade
Soll mein Regiment früh Morgens
Vom Lustgarten bis zur Kirche
In der schärfsten Richtung sichn.
Keine Rührung soll man zeigen,
Solches schadet sehr der Haltung.
Hat man Wasser in den Augen,
Ist's mit scharfer Richtung aus
Darum wäre anzurathen,
Daß die Leute man die Nacht durch
Putzen ließe. Dieses Mittel
Debt Gemüthsbewegung leicht.
Meinen jüngsten Sohn zur Linken
Soll der junge König führen;
Doch die beiden ält'ren Prinzen
Treten ein in Reih' und Glied. — —
Wenn ich eingesenkt bin, soll von
Allen angestimmt noch werden
Ein „Herr Gott Dich loben wir.“
Drauf mit munt'rem Marsche kehren
Alle Truppen zum Apellplatz,
Wo ein Faß vom besten Bier per
Compagnie verabreicht wird.
Dieß auf meines Sohns Gesundheit
Soll'n sie trinken und bedenken,
Daß durch brave, gute Dienste,
Die sie meinem Sohn erweisen,
Sie im Grab miich noch erfreu'n.“
Trotz des Königs letztem Willen
Spricht der Gram auf jedem Antlitz
Sich in düstern Zügen aus.
Jeder fühlt im Herzen, welch ein
Kräft'ger Geist dahingegangen;
Aber wenige nur wissen,
Welch ein kräft'ger Geist ihm folgt.
Drum mit herzlicher Betrübniß
Mischt sich häufig bange Sorge,
Als in seine Gruft der König
Friedrich Wilhelm ward gesenkt.
Schönstes Denkmal sind die Werk' ihm,
Die er nachließ, schönste Grabschrift
Ihm die Schriften seines Sohns.
Mit der innigsten Verehrung
Preiset Friedrich seines Vaters