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Und ob dich Gott geschlagen schon selbst zum Edelmann,
Nimm auch von deinem König den Ritterschlag noch an;
Knie hin, daß ich dich ehre, so wie du mich geehrt!“
Und spricht's und aus der Scheide reißt er sein Königsschwert.
Jedoch der Bau'r versetzet: „Herr König, haltet an,
Was thät ich armer Bauer wol mit dem Edelmann?
Hab' schon genug zu sorgen vom Morgen bis zur Nacht,
Und habe Nichts erworben, als was ich euch gebracht.
Drum bitt' ich, lieber König, daß ihr mich nicht beschämt,
Ich bin ja schon zufrieden, wenn ihr mein Scherflein nehmt;
Als Bau'r bin ich geboren, und wenn es Gott gefällt,
So geh' ich auch als Bauer einst wieder aus der Welt!“
Der König senkt den Degen und sieht ihn düster an:
„Ich nehme keinen Groschen, den ich vicht lohnen kann!
Der Alte steht und sinnet: „So laßt uns Bau'ren die Pacht,
Die wir von unsern Höfen bis dahin aufgebracht!“
Der König winkt, der Kanzler entwirft das Instrument,
Der König nimmt es hastig, sein Adlerauge breunt;
Drei Haare reißt der Edle aus seinem Bart und legt
Sie auf das Wachs, das rothe, und rufet tief bewegt:
„Verflucht, wer dieses Siegel, wer dies Versprechen löst!“
Indem er mit der Rechten das Petschaft niederstößt,
Und mit der Linken drohend an seinen Degen schlägt,
Daß ihm die Hüfte klirret und sich der Tisch bewegt,
„So lang'’ auf Conrow's Hufen der Pflug noch Furchen zieht,
So lange noch in Pommern ein edler Fürst regiert,
Den Greif in seinem Wappen und Gott ihm Herzen führt:
Sollt ihr auf diesen Höfen auch sitzen frank und frei,
Und späten Zeiten künden den Lohn der Bauerntreu!“
Schon mehr denn hundert Jahre verstrichen seit der Zeit,
Doch Friedrich Wilhelm ehret dies Fürstenwort noch heut.
Preis dem gerechten König, der Pommerkland regiert,
Den Greif in seinem Wappen und Gott im Herzen führt!
Auf ihren Hufen sitzen die Enkel frank und frei-
Und künden späten Zeiten den Lohn der Bauerntren.
Obblieben diefe Enkel der edlen Väter werth
Und ehrten ihre Fürsten, wie diese sie geehrt! — »
W. Meinhold