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Während der Taufhandlung läuteten die Glocken aller Kirchen,
und die Kanonen sangen dazu ein donnerndes Jubellied. Glänzende
Festlichkeiten am Hofe und in der Stadt beschlossen den fröhlichen Tag.
126. Kindheit.
Die erste Erziehung des Prinzen leitete seine Mutter, die milde
und gebildete Königin Sophie Dorothea von Hannover. Ihr zur
Seite stand Frau von Rocoulles, die auch den König in seiner Kind-
heit gepflegt hatte. Ihr fester und edler Charakter und ihre treue
Anhänglichkeit an das preußische Herrscherhaus machte sie würdig, auf's
Neue zu einem so ehrenvollen Geschäfte berufen zu werden. Sie war
ihrer Geburt nach eine Französin, hatte aber ihres reformirten Glau-
bensbekenntnisses wegen ihr Vaterland verlassen müssen. Diese edle
Pflegerin widmete ihrem Zöglinge in jeder Beziehung die zärtlichste
Sorgfalt, wofür er sie bis zu ihrem Tode durch treue Dankbarkeit
ehrte. Da sie nur französisch mit ihm sprach, so gewann er für diese
Sprache schon früh eine große Vorliebe und hat sie der deutschen, die
damals noch lange nicht so ausgebildet war, wie jetzt, auch im spätern
Leben stets vorgezogen.
Während der ersten Kinderjahre war die Gesundheit des Prinzen
schwankend. Er hatte ein stilles, fast schwermüthiges Wesen und gab
sich nur mit seiner Schwester Wilhelmina auch heiteren Spielen hin.
Die Königin, deren Herz im Wohlthun große Befriedigung fand, ge-
wöhnte den Prinzen frühzeitig an diese fürstliche Freude. Er mußte
oft für die Mutter milde Gaben an die Armen spenden. Auf einer
Reise nach Hannover, als der Wagen in Tangermünde anhielt, lief der
kleine Fritz aus eigenem Antriebe in einen Bäckerladen, kaufte für seine
ganze Baarschaft Semmel und Bretzel und theilte sie unter der Menge
aus, die sich neugierig herandrängte. Die Thränen der Rührung und
Dankbarkeit, die er hier zum erstenmale in den Augen seiner Mit-
menschen glänzen sah, machten einen tiefen Eindruck auf ihn und blie-
len ihm für sein ganzes Leben unvergchlich.
In seinem siebenten Jahre erhielt der Prinz Männer zu Erziehern.
Dic oberste Leitung wurde dem Generallieutenant Grafen von Finken-
stein übertragen; der Oberst von Kalkstein erhielt das Amt eines Unter-
gouverneurs. Das waren beide erfahrene, ehrenfeste Männer, bewährt