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gehabt hat. So eben auf dem Schlosse angekommen, hat er die ihm
so verhaßten Flötentöne gehört und will nun den Thäter vestrafen.
Die Prinzessin stößt einen leisen Schrei aus, der Prinz verändert die
Farbe, und selbst Duhan steht betroffen still.
„Ah, ein böses Gewissen!“ fuhr der strenge Monarch die Gruppe
an; „Orgelton und Trommelklang laß ich mir gefallen; aber Flöten-
spiel!! Geb' er mir mal die Flöte her, Er Querpfeifer, Er Poet! Und
Er, Duhan, versehe er seinen Dienst ordentlich! Studir' er die In-
struktio! Den Fritz will ich diesen Abend im Tabakskollegium sehen,
damit er wieder unter Menschen kommt!"“
Aehnliche Auftritte kamen häufig vor und immer mehr stellte sich
heraus, wie sehr die Gemüthsarten von Vater und Sohn verschieden
waren. «
Esbetrübtedenspatfamen,einfachen-Monarchena11f’6schmerz-
lichste, wenn er sah, daß der Prinz das Wohlleben liebte, an lockeren
Gesellschaften Freude fand und heimlich Schulden machte; es that ihm
wehe, daß er nicht werden wollte, wie er; er hielt ihn für hartnäckig
und stolz, für einen ungehorsamen Sohn, der nur seinem Kopfe folgen
wolle; mit tiefem Schmerze glaubte er gar zu bemerken, daß er den
Weg der Frömmigkeit verlasse. Das durfte nicht so bleiben, das mußte
anders werden. Mit größter Strenge überwachte er ihn, mit den
schwersten Strasen mußte er die Uebertretung der väterlichen Befehle
büßen.
Durch solche Behandlung aber erreichte der König seinen Zweck
nicht. Die zärtliche Liebe gegen den Vater und das kindliche Ver-
trauen wurden in dem Sohne erstickt. Wo er dem Könige gehorsam
war, geschah es nur aus Furcht vor der Strafe.
Dessenungcachtet war der Prinz oft bemüht, das Herz des Königs
zu erweichen. Unter dem 11. September 1728 bat er denselben in
einem herzlichen Briefe um seine Gnade und versprach zugleich, sich
seinem Willen in allen Stücken zu fügen, erhielt aber eine harte Ant-
wort, weil sein Leben seinen Worten nicht zu entsprechen schien.
Bald darauf machte er noch einen Versuch. Es war zu Wuster-
hausen beim Hubertusfeste. Friedrich beklagte sich in vertraulicher
Mittheilung gegen den sächsischen Gesandten von Suhm über die
Knechtschaft, worin er gehalten werde. Dann aber, etwas vom Weine
erhitzt und ermuthigt, warf er sich mit dem Ausrufe: Ich liebe ihn
doch! dem Vater an die Brust und benetzte seine Hände mit Küssen
und Thränen. Alle Anwesenden wurden auf's tiefste gerührt und be-
zeigten dem Prinzen laut ihre Theilnahme. Der Vater aber suchte sich