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130. Friedrich in Küstrin.
Der Kronprinz, oder, wie der König ihn nannte, „der davonge-
laufene Oberstlieutenant Fritz" wurde in Mittelwalde zum erstenmal
verhört. Die Anklage, daß er habe desertiren wollen, wies er mit
Entschiedenheit zurück und sagte, er habe sich nur der Ungnade des
Königs zu entziehen gesucht. In Beziehung auf Katte erklärte er sich
allein für den Schuldigen und Katte für den Verführten, und er habe
auf jeden Fall die größere Strafe verwirkt.
Von Mittelwalde wurde der Kronprinz nach Küstrin in ein enges
Gewahrsam gebracht. Die Thür seines Zimmers war mit neuen,
starken Schlössern und Riegeln versehen; im Vorzimmer schlief der
wachthabende Offizier; an der Thür und auf der Treppe stand Wache.
Sein Zimmer wurde nur dreimal des Tages geöffnet, um es zu reini-
gen und ihm das Essen zu bringen, was nie länger als vier Minuten
dauern sollte. Niemand durfte ein Wort mit ihm sprechen. Jeden
Morgen hatten zwei Offiziere das Zimmer zu untersuchen, ob sich
irgendwo die Spur einer verdächtigen Unternehmung zeige. Seine
Kleidung bestand in einem schlechten blauen Rocke. Im Zimmer stan-
den nur hölzerne Schemel zum Sitzen. Das Essen erhielt er aus der
Garküche, des Mittags für 6, des Abends für 4 Groschen. Alles
war in Stücke geschnitten, Messer und Gabel wurden nicht gestattet;
doch konnte er sich eines hölzernen Löffels bedienen. Die Abende
mußte er anfangs im Finstern zubringen, später genehmigte der König
„Talglicht bis acht Uhr.“ Feder, Dinte und Papier wurden ihm ver-
weigert; auch seine liebe Flöte ward ihm versagt. Von Büchern waren
ihm nur die Bibel, das Gesangbuch und Arndt's wahres Christenthum
erlaubt. Diese strengen Anordnungen wurden anfangs pünktlich er-
füllt; später wurden jedoch einige umgangen. Den Kammerpräsidenten
von Münchow rührte das harte Schicksal des Königössohnes. Einmal
hörte dieser während der Nacht ein seltsames Geräusch, wie wenn
Jemand mit Hammer und Meißel arbeitet, und siehe da, bald war-
die Decke durchbrochen. Darauf kam durch die Oeffnung ein zierliches
Handkörbchen mit gar herrlichen Sachen: Flöte, Schreibzeug, Briefe,
Bücher, Wachslichter, Lebensmittel 2c. Wie innig mag der Prinz für
diese gefahrvolle Theilnahme dem Präsidenten von Münchow gedankt.
haben! «
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