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149. Der König und der Müller.
Noch klappert jene Müyle
Nicht fern von Sanssoucil! Hornburg.
Nach dem zweiten schlesischen Krieg ließ sich König Friedrich in
der Nähe von Potsdam ein schönes Lustschloß bauen. Er nannte es
Sanssouci, das heißt: Ohnesorgen oder Sorgenfrei. Der Name deutet
den Zweck an. Sanssouci wurde der Lieblingsaufenthalt des Königs,
wenngleich es ihm daselbst niemals an Sorgen fehlte. Von hler aus
regierte er sein Land; hier schrieb er seine Werke, die ihm den Namen
des Weisen von Sanssouci erwarben. Eins war ihm doch hier un-
angenehm; das Geräusch einer alten Windmühle, die in der Nähe stand,
störte ihn oft in seinen tiefsten Gedanken. Höchst ärgerlich darüber,
rief er eines Morgens: Länger halt' ich's nicht aus. „Einer muß
fort! Ruft mir den Müller herein!“ v
Zum Müller Friedrich spricht: „Was gilt sein Klapperkasten,
Er läßt nicht früh, nicht spät mich eine Stunde rasten.
Die Mühle muß mir fort! Auch hat michs längst gequält,
Daß meinem Sanssouci sein Hain und Hügel fehlt!“
„Was schweigt Er!“ spricht der König, „Er will sich doch nicht weigern?
Denkt er vielleicht dadurch der Mühle Preis zu steigern?“
Der Müller spricht beherzt: „Die Mühll ist mir nicht feil;
Sie ist Familiengut, mein Erb’ und Vatertheil.“
„Ei was!“ versetzt der König, „Er wird es doch nicht wagen —
Ich bin sein Herr und König! — den Handel auszuschlagen?
Hört Er? Die Mühl' ist mein! Ich gebe, was Er wirl!
Was will Er weiter? He? Er ist noch immer still?“
„Verzeihung!“ sprach der Müller. „Doch, Herr. mein kleines Erbe
Gehöret meinem Sohn; ihm laß ich's, wenn ich sterbe,
Und Ew. Majestät zwingt zum Verkauf mich nicht;
Sonst gäb es in Berlin ja noch das Kammergericht!“ — —