Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

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In der gegenwärtigen schwierigen Lage muß ich Euch Befehle 
hinterlassen, damit Ihr in allen etwaigen Unglücksfällen zu den nöthi- 
gen Beschlüssen ermächtigt seid. Wenn es sich (was der Himmel ver- 
hüten möge) ereignete, daß eine unserer Armeen in Sachsen geschlagen 
würde, oder daß die Franzosen in die Altmark einzufallen drohen, oder 
daß die Russen in die Neumark eindringen, so muß die Königliche Fa- 
milie nebst den wichtigsten Behörden, dem Ministerium und dem Ge- 
neraldirektorium von Berlin weggebracht werden. Wenn wir in Sachsen 
in der Richtung von Leipzig geschlagen werden, so ist Küstrin der ge- 
eigentste Ort, um die Königliche Familie und den Schag hinzubringen; 
in diesem Fall muß die ganze Garnison sie dahin begleiten. Wenn 
die Russen in die Neumark einfielen oder wenn wir ein Unglück in der 
Lansitz hätten, so müßte Alles nach Magdeburg gebracht werden, — 
der letzte Zufluchtsort endlich ist Stettin, aber dahin darf man erst im 
äußersten Fall gehen. Die Garnisen, die Königliche Familie und der 
Schatz sind unzertrennlich und müssen immer zusammenbleiben, ebenso 
tbie die Krondiamanten und das große Silbergeräth, welches in einem 
solchen Falle zu Geld ausgemünzt werden muß. Im Fall, daß ich 
getödtet werde, sollen die Angelegenheiten ganz ohne die geringste Aen- 
derung ihren Lauf behalten, und ohne daß man bemerken kann, daß 
sie sich in andern Händen befinden: in diesem Falle muß man die 
Huldigung hier wie in Preußen und Schlesien beschleunigen. Wenm 
ich das Unglück hätte, vom Feinde gefangen zu werden, verbiete 
ich, daß man auf meine Person die geringste Rücksicht nehme, oder daß 
man im Allergeringsten auf das achte, was ich etwa aus der Gefangen- 
schaft schreibe. Wenn mir ein solches Unglück begegnet, so will ich 
mich für den Staat opfern, und man soll alsdann meinem Bruder Ge- 
horsam leisten, welchen, sowie die Minister und Generale ich mit ihrem 
Kopf dafür verantwortlich mache, daß man für meine Befreiung weder 
eine Provinz noch Lösegeld anbiete, daß man vielmehr den Krieg fort- 
setze und alle Vortheile benutze, ganz so, als hätte ich niemals in der 
Welt existirt. — Ich hoffe, daß Ihr nicht nöthig haben werdet, von 
dieser Instruktion Gebrauch zu machen, aber im Fall eines Unglücks 
ermächtige ich Euch, dieselbe auszuführen, und zum Zeichen, daß dies 
nach reifer und klarer Ueberlegung mein fester und ernster Wille ist, 
zeichne ich mit meiner Hand und dr#ke mein Siegel darauf. 
Friedrich.
	        
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