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den vereinigten Russen und Oesterreichern, so daß er selbst Alles ver-
loren glaubte und den Tod suchte. Doch die Feinde verstanden nicht
ihren Sieg zu benutzen; die Eifersucht der Feldherrn kam Friedrich
vortrefflich zu Statten. Er sammelte neue Kräfte und trat 1760 wie-
der ungebeugten Muthes auf den Kampfplatz. Anfangs war ihm das
Kriegsglück nicht hold; doch die Schlacht bei Liegnitz am 15. August
befreite Schlesien vom Feinde, und die Schlacht bei Torgau am 3. No-
vember lieferte Sachsen wieder in seine Gewalt. Am Ende dieses
Jahres hatten seine Soldaten wieder ihre Winterquartiere im feindli-
chen Lande.
Auf beiden Seiten war Erschöpfung eingetreten. Doch wäre es
wohl noch nicht so bald zum ehrenwerthen Frieden für Friedrich ge-
kommen, wenn nicht besondere Ereignisse eingetreten wären. Die Kai-
serin von Rußland starb und ihr Nachfolger Peter war Friedrichs
Freund und schloß Frieden mit ihm; Schweden folgte dem Beispiele
der Russen; Frankreich hatte nicht mehr den Muth, bis in's Herz von
Deutschland vorzudringen; nun stand Oesterreich fast ganz allein Preußen
gegenüber So kam denn der Friede am 15. Februar 1763 auf dem
Jagdschlosse Hubertsburg glücklich zu Stande. Der letzte Kampf um
den Besitz Schlesiens war beendet, und nur Friedrich allein hatte seinen
Zweck erreicht und außerdem sich Achtung und Ansehen in ganz Europa
verschafft. Preußen war eine Großmacht geworden, eine Macht, an
der die Anstrengung dreier Großmächte zerschellten.
155. Feldmarschall Schwerin in der Schlacht bei Prag.
am 6. Mai 1757.
Vier Kugeln in der Prager Schlacht,
Die haben meinem Schwerin den Tod gebracht. W. Alexis.
Im April 1757 rückte Friedrich auf vier verschiedenen Punkten in
Böhmen ein, ohne daß die Oesterreicher auf einen Angriff vorbereitet
waren. Bald aber sammelten sie sich und bezogen unter dem Prinzen
von Lothringen ein festes Lager bei Prag, der Hauptstadt Böhmens.
Dorthin bewegten sich auch die preußischen Truppen. Am 6. Mai