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Doch als die Treuen kamen, von seiner Garde der Rest,
Dreiviertel waren gefallen, da hielt er kaum sich fest;
Mit Thränen im Auge sprach er: „Kinder, ein schlimmer Tag!
Habt nur Geduld, will's bessern, so viel ich irgend vermag.“
Am Brunnen aber wusch Einer ab das geronnene Blut,
Der rief herüber: „Noch lebt ja von Mollwitz der alte Muth!“
„Den alten Muth von Mollwitz, nimmer verloren wir den,
Und möcht' es auch noch viel schlimmer, als bei Kollin, ergehn;
Wenn uns das Glück verließ, wenn wir auf's Haupt geschlagen,
Dann haben wir das Haupt erst recht in die Höhe getragen;
Und denen, die selber sich helfen, hilft der allmächtige Gott,
Das merkt, ihr Jungen: es sieget Muth über jede Noth.“
159. Schlacht bei Roßbach.
an 5. November 1757.
Und wenn der große Friedrich kommt
Und klopft nur auf die Hosen,
So läuft die ganze Reichsarmee
Panduren und Franzosen.
Die Niederlage bei Kollin hatte auf das preußische Heer einen
erschütternden Eindruck gemacht; die Betrübniß und Betäubung war
unbeschreiblich. Friedrichs Feinde aber jauchzten in kühner Hoffnung
auf. Da sie sahen, daß er besiegbar sei, wollten Alle über ihn siegen.
100,000 Russen überflutheten die Provinz Preußen und schlugen den
alten Feldmarschall Lewald bei Großjägerndorf; die Schweden schickten
sich an, in Pommem zu landen; die Franzosen drangen durch West-
phalen nach Sachsen vor. Friedrichs Lage schien verzweiflungsvoll,
aber so tief ihn das Unglück bei Kollin auch gebeugt hatte, er er-
mannte sich wieder, und das wahrhaft Heldenmüthige in ihm trat in
seiner ganzen Kraft hervor. Er war genöthigt sein Heer in mehrere
Haufen zu theilen. Die Hauptarmee überließ er der Führung des
Herzogs von Bevern, um Schlesien gegen die Oesterreicher zu decken;
er selbst wandte sich gegen die Franzosen. An ihrer Spitze stand der