Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

239 
Daun aber wollte von dieser Ehre Etwas mithaben und verließ 
deshalb ebenfalls seine feste Stellung. Als Friedrich das erfuhr, rief 
er lächelnd: „Der Fuchs ist aus seinem Loche gekrochen, und werde 
ich seinen Uebermuth bestrafen!“ 
Am Tage vor der verhängnißvollen Schlacht redete Friedrich noch 
einmal zu seinen Generalen und Obersten. Ernst und schweigend hin- 
gen die grauen oft bewährten Helden an ihres Königs Munde. Sie 
blickten in sein seelenvolles Auge, sahen sein frühgebleichtes Haar, sein 
durch schwere Sorgen vor der Zeit gebeugtes Haupt. Sie dachten 
daran, wie er Hunger und Durst, Hitze und Frost und alle Strapatzen 
des Krieges mit ihnen redlich getheilt. Sie alle fühlten sein rührend 
Loos, das Loos des Helden, der von allen Seiten todtmüde gehetzt 
wird. Und nun schildert er ihnen die Gefahr seiner Lage bei dem un- 
gleichen Kampfe, dem sie entgegen gehen, und spricht: „Es ist fast 
Keiner unter Ihnen, der sich nicht durch eine große ehrenvolle That 
ausgezeichnet hätte, und ich zweifle nicht, Sie würden, wenn es gilt, 
Alles thun, was der Staat von Ihrer Tapferkeit zu fordern berechtigt ist. 
Ich werde gegen alle Regeln der Kriegskunst den fast dreimal stärkeren 
Feind angreifen, wo ich ihn finde. Wir müssen ihn schlagen, oder uns 
Alle vor seinen Batterien begraben lassen! So denke ich, so werde ich 
handeln. Ist aber Einer unter Ihnen, der sich fürchtet, alle Gefahren 
mit mir zu theilen, der kann noch heute seinen Abschied erhalten, ohne 
von mir den geringsten Vorwurf zu hören.“ „Nein! nein!“ riefen 
alle die narbigen Gesichter. „Es lebe der König! Treu bis in den 
Tod!“ Freundlich lächelnd fuhr darauf Friedrich fort: „Ich wußte 
im Voraus, daß Keiner von Ihnen mich verlassen würde; ich rechne 
also ganz auf Ihre treue Hülfe und auf den gewissen Sieg. Sollte ich 
bleiben und Ihre Dienste nicht belohnen können, so muß es das Vater- 
land thun.“ Nach einigen Augenblicken fügte er strengen Blickes noch 
hinzu: „Das Regiment Kavallerie, das nicht gleich, wenn es befohlen 
wird, sich unaufhaltsam in den Feind stürzt, lasse ich gleich nach der 
Schlacht absitzen und mache es zu einem Garnison-Regimente! Das 
Bataillon Infanterie, das es treffe, worauf es wolle, nur zu stocken 
anfängt, verliert die Fahnen und die Säbel, und ich lasse ihm die 
Borten von der Montirung abschneiden. Leben Sie wohl, meine Her- 
van in Kurzem haben wir den Feind geschlagen oder sehen uns nie 
wieder!“ 
Noch spät am Abend ritt der König durch's Lager, um durch 
leutselige Worte die Truppen anzufeuern. Einige alte Krieger drängten 
sich in treuherziger Vertraulichkeit an ihn heran und fragten: „Was
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.