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derben in die Neihen der Preußen. Ganze Regimenter erliegen. Die
österreichische Reiterei vollendet die graucuvolle Niederlage. Die Füucht
ist unaufhaltsam, die Verwirrung allgemein. Fast bewustlos hielt
der König mitten im Getümmel. Zwei Pferde waren unter ihm
gefallen, eine goldene Schnupftabaködose in seiner Weste hatte eine
Kugel in ihrem täödtlichen Laufe gehemmt. Verzweiflungsvoll hörte
man ihn auörufen: „Giebt es denn heute keine verwünschte Kugel
für mich?" Fast in demselben Augenblicke stürzt eine Schaar öster-
reichischer Reiter mit geschwungenem Säbel auf ihn zu. Er steht
ruhig auf einem Sandhügel. Nur ein Page, der sein Pferd hält,
ist bei ihm; seinen Degen hat. er vor sich in die Erde gestoßen und
blickt mit verschränkten Armen in das herannahende Verderben. Ein
Haufen Zietenscher Husaren sprengt vorüber, an ihrer Spitze ein
Nittmeister Prittwitz. Man bemerkt den König und bittet ihn, sich
auf das Pferd zu werfen und an seine Rettung zu denken. Aber
schon sind die Feinde ganz nahe. Da wendet der Rittmeister Pritt
witz sein Pferd und schießt den feindlichen Anführer vom Rosse her
unter. Das macht die Verfolger cinen Augendlick stutzen; der König
gewinnt einen Vorsprung und ist aus der nächsten Gefahr befreit.
Sein Untergang schien aber gewiß. „Alles ist verloren! Retten Sie
die königl. Familie!“ schrieb er an den Minister von Finkenstein,
und einige Stunden später: „Ich werde des Vaterlandco Stuzz nicht
überleben. Gott befohlen, auf immer!“ Seine Lage war auch in
der That nie so verzweiflungsvoll gewesen, wice jent. Von 48.000
Kriegern sammelten sich am andern Morgen nur 5000 Mann um
seine Fahnen. Die übrigen lagen todt oder verwunrdet auf dem
Schlachtfelde, oder waren gefangen und versprengt. Das Geschütz
war ginzlich verloren. Doch auch die Feinde hatten große Verluste,
so daß der russische Feldherr sagte: „Noch einen solchen Sieg, und.
ich muß allein mit meinem Stabe in der Hand nach Pcteröburg
wandern, um ihn zu verkündigen."“