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169. Schlacht bei Kunersdorf.
O Kunersdorf! O Kunersdorf!
Auf deinem blut'gen Feld, Welch’ unabsehbar Wehl!
Umhüllt vom Pulverdampfe, Die treuen kühnen Streiter,
Da ist im schweren Kampfe, Die heldenmüth'gen Reiter
Gefallen mancher Held. Im großen blut'gen See.
O Kunersdorf! O Kunersdorf!
Ein schwerer Donner brach Der Frühlingssänger fiel —
Hervor aus tausend Schlünden, Er wird nun droben fingen,
In tiefen Moores Gründen Wo Himmelsharfen klingen,
Wohl tönte manches Ach! Im ew'gen Frühlingsspiel.
O Kunersdorf!
Das Herz des Preußen klagt.
Doch Gott und Friedrich leben;
Drum wird's bald Tröstung geben,
Getrost und unverzagt!
170. Schlacht bei Liegnitz 1760.
Im August 1760 stand Friedrich mit 30,000 Mann bei Liegnitz
in Schlesien. Ganz in der Nähe befanden sich zwel österreichische
Heere, dreimal so stark, unter Daun und Laudon, und nicht weit von
Breslau hatten sich 80,000 Russen festgesetzt. Mit Tagesanbruch
sollte das preußische Lager von allen Seiten angegriffen und vernichtet
werden. Die Oesterreicher waren des Sieges so gewiß, daß sie ju-
belnd ausriefen: „Diesmal soll uns die Berliner Wachtparade mit
ihrem Könige nicht entgehen! Wir haben ihn im Sacke, den wir nur
zuzuschnüren brauchen!““ Friedrich erfuhr das Vorhaben der Feinde,
sowie ihre Prahlerei und sprach lachend: „Sie haben nicht Unrecht,
aber ich gedenke ein Loch in den Sack zu machen, das sie nicht wie-
der zunähen sollen.“ Mit Anbruch der Nacht verließ er mit seiner
Heldenschaar das Lager, worin aber, um die Feinde zu täuschen, die