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nichts wußte, zwischen deren Heersäulen. Während auf Befehl des
Königs von dem Fußvolke schleunigst die Ausgänge des Waldes be-
setzt wurden, umzingelte die Reiterei das feindliche Regiment von allen
Seiten, wobei sich die Zieten'schen Husaren besonders rühmlichst aus-
zeichneten, und was von den eingeschlossenen Dragonern nicht nieder-
gehauen wurde, streckte die Waffen. Nachmittags gegen drei Uhr er-
reichte der König mit einer Abtheilung seiner Grenadiere den Feind.
Das übrige Fußvolk, die Reiterei uud sämmtliches schweres Geschütz
war noch zurück. Da in der Gegend, wo nach der Meinung Frie-
drich's Zleten mit seiner Heeresabtheilung stehen muß, Kanonendonner
beginnt, so glaubt er, dort sei die Schlacht schon im Gange und macht
auch seinerseits den Angriff. Es war aber nur ein Vorpostengefecht,
und Zieten hatte den Feind noch lange nicht erreicht. Die preußischen
Grenadiere werden inzwischen von Daun mit einem so furchtbaren
Geschützfeuer empfangen, wie es vielleicht seit der Erfindung des Schieß-
pulvers nicht erlebt worden war. Vierhundert Kanonen sprüheten un-
aufhörkich Tod und Verderben. Ihre Wirkung ist gräßlich. Reihen-
weise werden die Preußen nieder geschmettert. Ein Theil derselben
stand im Saum des Waldes. Auch dahin flogen die feindlichen Kugeln.
Bäume stürzten zusammen, ein ungeheurer Eichenast schlug unmittelbar
vor dem Könige nieder und tödtete zwei Mann. Binnen einer halben
Stunde lagen 5,500 Grenadiere wie niedergemäht auf dem Erdboden,
noch im Tode geordnet. Kaum hatten sie einmal ihr Gewehr ab-
feuern können. Inzwischen rückten neue Truppen aus dem Walde
heran. Bevor sie aber dem Feinde in's Angesicht schauen können,
stürzen die Wipfel der Bäume, von den Kugeln zerschmettert, auf ihre
Häupter. Der Donner der Kanonen wiederhallte gräßlich durch den
Wald. Die krachenden, Alles betäubenden Schüsse, waren gleichsam,
die Posaunen des Todes. Ein neuer Kampf beginnt; auf's Neue
speien die vierhundert feindlichen Kanonen ihr mörderisches Feuer aus.
Schwere Regenwolken, die den Himmel bedecken, zerreißen durch die
Erschütterung der Luft und entladen ihre Fluthen über den Kämpfen-
den. Die Kartätschen der Oesterreicher wütheten schrecklich unter den
Preußen. Ganze Rotten werden weggerafft; dennoch verloren sie den
Muth nicht. Wo eine Lücke entsteht, rücken sie zusammen; wo alte
Offiziere stürzen, treten junge an ihre Stelle. So geht es vorwärts.
Anhöhen werden erstiegen, Batterien erobert. Das dauert aber nicht
lange. Die ganze preußische Reiterei ist noch zurück; auch die schweren
Geschütze sind noch nicht zur Stelle. Das benutzt Daun und fährt
frische Truppen auf den Kampfplatz. Seine Kürassiere richten unter