Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

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Der Oberst von Wallis, früher ein geachteter Offizier, erntete 
Schmach und Verachtung bei Freund und Feind. Die Preußen aber 
jubelten und dankten Gott mit Inbrunst für die Rettung ihres theu- 
ern Königs. 
174. Das Ende des Krieges. 
Nach menschlicher Berechnung mußte das Jahr 1762 dem Kö- 
nige den Untergang bringen; allein auch hier bewährte sich das alte 
Sprüchwort: „Wenn die Noth am größten, ist die Hülfe am näch- 
sten.“ In den ersten Tagen des Januar starb die Kaiserin Elisabeth 
von Rußland, Friedrichs bittere Feindin. Der Thronerbe, Peter III., 
war ein begeisterter Verehrer des großen Königs und schloß nicht 
nur gleich nach seiner Thronbesteigung mit Preußen Frieden, sondern 
lieh auch seinen General Tschernitscheff mit 20,000 Mann zu Frie- 
drichs Heere stoßen. Schweden schloß ebenfalls Frieden mit Preu- 
ßen. Welch ein plötzlicher Wechsel der Dinge! Nun konnte der 
König seine ganze Kraft gegen die Oesterreicher wenden. Sein erstes 
Unternehmen war auf die Festung Schweidnitz gerichtet; allein in 
der Nähe derselben auf den Höhen bei Burkersdorf, hatte Daun mit 
einem starken Heere eine fast unangreifbare Stellung eingenommen. 
Vergebens sucht ihn Friedrich von den Höhen herabzulocken. Eine 
Woche nach der andern verging. Eben war der König im Begriffe, 
den Sturm zu wagen, als plötzlich die Kunde aus Petersburg ein- 
traf, daß Peter III. ermordet und seine Gemahlin Katharina II. als 
Kaiserin ausgerufen sei. Das war ein harter Schlag für den Kö- 
nig, denn er mußte in der neuen Kaiserin eine Feindin erblicken. 
Tschernitscheff wurde abgerufen. Friedrich suchte aber den russischen 
Feldherrn durch seine unwiderstehliche Ueberredungskunst dahin zu 
bringen, daß er ihm verspräche, noch drei Tage mit seinem Heere 
bei ihm zu bleiben. Tschernitscheff bewilligte es mit den Worten: 
„Machen Sie mit mir, was Sie wollen, Sire! Was ich zu thun 
verspreche, wird wahrscheinlich mein Leben kosten; aber hätte ich 
deren zehn zu verlieren, ich gäbe sie gern hin, um Ihnen zu zeigen, 
vie sehr ich Sie liebe!“ Friedrich benutzte die drei Tage vortreff- 
lich. Er griff die Oesterreicher an und schlug sie. Die Russen stan- 
den mit in Schlachtordnung, kämpften aber nicht. Katharina II.
	        
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