Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

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Felder waren unbebaut; selbst die Aussaat war in der Wuth des Hun- 
gers aufgezehrt worden. Hungersnoth und durch Hungersnoth hervor- 
gerufene ansteckende Krankheiten hatten die Heerden großen und kleinen 
Viehes hingerafft, und es gab Grund zu fürchten, daß eine große 
Pestilenz unter dem Menschengeschlechte im Gefolge dieses entsetzlichen 
Krieges aufzutreten im Begriffe stehe. Die Bevölkerung des Staates 
hatte in den sieben schweren Jahren bedeutend abgenommen. Den 
sechsten Theil der ganzen waffenfähigen Mannschaft hatte der Krieg 
aufgerieben. In einigen Gegenden wurden zur Erntezeit nur Weiber 
bei der Feldarbeit gesehen. Halb niedergebrannte Dörfer, von allen 
Bewohnern verlassen, standen traurig da. Das Ansehen von Gesetz 
und Obrigkeit war gesunken. Es war kaum zu glauben, daß dreißig 
Jahre der Ruhe und des Fleißes den durch sieben Jahre der Zerstö- 
rung angerichteten Schaden wieder gut machen würden. 
176. Friedrich als Landesvater. 
König Friedrich verstand nicht bloß Heere zu führen und Schlach- 
ten zu gewinnen, auch im Frieden war er ein großer Mann. Unter 
seinen schaffenden Händen blühte das Land in kurzer Zeit fast wunder- 
bar wieder auf. Was er jenen jammernden Landleuten tröstend zuge- 
rufen: „Kinder, habt Geduld, ich will Alles wieder aufbauen lassen!“ 
hat er redlich gehalten. Aus den zu einem neuen Feldzuge bereits 
gefüllten Magazinen ließ er den verarmten Bauern Brod und Saat- 
korn reichen und schenkte ihnen 35,000 Militärpferde zu Zugthieren. 
Hier unterstützte er mit baarem Gelde verarmte Familien, dort erließ er 
Steuern und Abgaben. Schon im ersten Friedensjahre erhielt Küstrin 
684,000, die übrige Neumark 768,000, Pommern 1,300,000, Lands- 
hut 200,000 Thaler, Striegau, Halle, Halberstadt jede 40,000 Tha- 
ler; andere Städte weniger. In Oberschlesien ließ er in 15 Jah- 
ren über 200 neue Dörfer anlegen. In Schlesien baute er 8000, 
in Pommern und der Neumark 4000 Häuser In 24 Friedensjahren 
hat er seinem Volke 24 Millionen Thaler geschenkt. Daß er seinem 
Lande so große Wohlthaten erweisen konnte, verdankte er hauptsäcklich 
der Sparsamkeit. Sein Grundsatz war, daß sein Schatz nicht ihm, 
sondern dem Staate gehöre. Als ihm die Einwohner der abgebrann- 
ten Stadt Greifenberg in Schlesien für die geschenkten Baugelder dank-
	        
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