Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

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Da dachten wir in unsers Herzens Drang: 
Es ist doch unser Vater lebelang; 
Und dachten auch: ein graues Leid ist hart, 
Und Herz nicht haben, kein’ Soldaten Art; 
Davon noch laufen soll der Mannl 
Viel lieber laufe, wer noch laufen kann. 
Soll Einer laufen — nun so laufen wir; 
Wir loosen, Bruder, drum — dir oder mir. 
Und machten Loose nach Soldatenbrauch; 
Zwei Stück, ein weißes und ein schwarzes auch: 
Weiß, der für seinen Vater läßt das Blut, 
Schwarz, der Verräther ist um schnödes Gut. 
Und nun, Herr Hauptmann, halten's mir zu Gnaden! 
Wie es nun weiter kam, das zu errathen 
Ist keine Hexerei — doch, wie's mir flog 
Hier unter'm Knopf, als ich den Judas zog, 
Das soll mit Permission vor Euer Gnaden 
Kein Hundsfott weiter wohl errathen. 
Wie Gott will, dacht' ich, faßt' mein Herze fest, 
Daß es mich nicht in schwerer Noth verläßt; 
Nun bricht's mir doch in tausend Stücke hin, 
Dieweilen ich sein lieber Bruder bin.““ 
Der Hauptmann sprach: „Mein Sohn, der Deserteur 
Kriegt sechsmal — und du das Dorceur — 
Wie die Artikel lauten, so geschicht's, 
Und daran ändert auch kein Teufel nichts; 
Doch hat's damit nicht allzugroße Eile. 
Gemeldet werd’ der Casus mittlerweile 
In's Hauptquartier an Seine Majestät, 
Dieweil da Gnade gern vor Recht ergeht.“ 
Und seine Majestäten resolviren: 
„ Excutiones weiter nicht zu excutiren; 
Wer für den Vater also macht die Gassen, 
Wird's auch für's Vaterland nicht unterlassen. 
Und da ein gut Exempel förderlich, 
Sind Corporals sie Beide — Friederich.“ 
C. F. Scherenberg.
	        
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