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Bei Roßbach auf der Wahlstatt, es sind nun hundert Jahr,
Da sprach er zu den Welschen das Deutsche so wahr,
Da gab es ein Tanzen im durstigen Gras,
Es tanzten viele Franzen sich roth und wieder blaß.
Die Preußen retirirten — zum Schein war's gethan —
Drob hub der Feind zu trommeln und zu pfeifen schon an,
Doch Seydlitz ließ streifen sein Reitervolk jetzt:
Laßt trommeln und pfeifen, wir pfeifen zuletzt!
Herr Seydlitz warf die Pfeise, da war es Zeit zum Stoß,
Herr Seydlitz zog den Degen, da waren alle bloß,
Ein brausend Gewitter zog über das Feld,
Der Reiter ward Ritter, der Ritter ward Held.
Wie Windsbraut in den Wolken so that es sich kund,
Wie unter Donners Tosen erdröhnte der Grund.
Wie zuckende Blitze, so schlugen sie ein,
Herr Seydlitz an der Spitze, die andern hinterdrein.
Es dampfen die Gefilde, vom Sturme gefegt,
Drauf waren viele Franzosen zur Ruhe gelegt,
Ihr Spott war vernichtet mit mächtigem Sporn,
Sie hatte gerichtet der deutsche Zorn.
Vor Zorndorf die Bataille, die stand für uns schlecht,
Da kamen die von Seydlitz noch gerade zurecht,
Er drang in die Bagage der Russen noch ein,
Die tranken sich Courage in ihrem Branntewein.
Bei Ohlau auf der Wiese da ging es lustig her,
Da tummelt er die Rosse und prüfte die Wehr,
Da sah er die Schaaren zuletzt noch zur Stell'
Die himmlischen Fanfaren sie bliesen Apell.
Im Schatten kühler Eichen im einsamen Grab
Da senkten sie den kühnsten der Reiter hinab;
Wenn wieder einst wehen Standarten im Plan,
Dann wird er auferstehen und reiten voran.
Fedor von Köppen.