Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

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seinen Degen eben so geschickt mit der linken, als mit der rechten 
Hand. Er tanzte mit Anstand, saß ungezwungen zu Pferde und be- 
stieg noch im spätesten Alter, aus eigener Wahl, die muthigsten und 
schnellsten Thiere. Rasch zu Pferde und zu Fuß, war sein übriges 
Wesen und ganzes Betragen das eines Mannes, welchen Leidenschaft 
nur selten hinriß. Diejenigen, welche ihn blos auf seinem Zimmer 
sahen, würden ihm schwerlich den hohen Orad von Entschlossenheit, 
Gewandtheit und Kühnheit zugetraut haben, der ihm so ganz eigen- 
thümlich war. Er war karg in Worten, sagte aber mit wenigen 
Worten viel und antwortete immer bestimmt; auch stand ihm ein tref- 
fender Witz zu Gebote. Der Ton seiner Stimme war rauh und 
männlich, seine Kommandosprache deutlich, und sein ganzes Wesen 
drückte Seelenruhe, Erfahrung und Festigkeit des Charakters aus. In 
seiner Wäsche und Kleidung hatte er sich über alle Maßen an Rein- 
lichkeit gewöhnt; auch war seine Montirung noch im höchsten Alter 
sein Morgenhabit. Wenn er gewaschen und angekleidet war, mußte 
sich sein Kammerdiener entfernen. Er verrichtete alödann im Stillen 
sein Gebet, frühstückte nachher uud behielt auch in Krankheiten diese 
Ordnung bei. Gewöhnlich behielt er im Zimmer den Kopf mit einem 
Hute bedeckt. Sein Frühstück bestand aus Wassersuppe und Butter- 
brot. Kaffee oder Thee trank er niemals, und nur zuweilen einen 
Thee von Citronenschale als Medicin. Des Mittags aß er von drei 
Gerichten mit gesundem, starkem Appetit, und sein Gemüse war täg- 
lich gelbe Rüben, weil er solche seiner Gesundheit zuträglich hielt. 
Sein Getränk bestand aus Wasser, und im Essen nöthigte ihn seine 
öftere Kränklichkeit vorsichtig und mäßig zu sein. In jüngeren Jahren 
war er ein leidenschaftlicher Tabacksraucher, und doch stand es völlig 
in seiner Gewalt, mit williger Verleugnung seiner Neigungen Alles 
zu thun und zu lassen. Alles, was Bequemlichkeit hieb, war ihm zu- 
wider, und erst in seinem vierundachtzigsten Jahre war er dahin zu 
bringen, sich eines gepolsterten Lehnstuhles zu bedienen. Sein Hang 
zur Gastfreiheit und einer gut besetzten Tafel nahm mit den Jahren 
zu, ebenso seine Neigung zur Geselligkeit und sehr bemerkbar auch die 
Heiterkeit seiner Seele. Die vielen Gäste, die ihn täglich aus fernen 
Landen zu besuchen kamen, waren ihm höchst willkommen. Im enge 
ren Kreise war ihm der Umgang mit erfahrenen Offizieren und ihre 
Unterhaltungen über den Krieg das Liebste. Eine Zierde des Solda- 
tenstandes, war er auch von diesen gesucht und geehrt. Als Anführer 
darf er den berühmtesten Generalen an die Seite gesetzt werden. 
Sein militairischer Blick war schnell und untrüglich; er übersah Alles
	        
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