313
an Leib und Geist kräftigen Jünglinge, zu einem echten Solinger
heran. Zu seinem Berufe wählte er das Schmiedehandwerk und be-
kundete dadurch auch seine Solinger Natur. Das bergische Land
stand damals noch unter dem churpfälzischen Hause. Preußen hatte
aber keinesweges seinen alten Ansprüchen auf dasselbe entsagt, und
als im Jahre 1742 die pfalzneuburgische Fürstenlinie erlosch, traten
die alten Ansprüche Preußens auf die verwaiseten, ihm widerrechtlich
vorenthaltenen Lande um so klarer hervor. Obgleich Karl Philipp
Theodor von Sulzbach, ein Seitenverwandter des letzten Neuburgi-
schen Sprossen Karl Philipp, die Regierung von Jülich und Berg im
Schutze des Reiches antrat, so unterließ es König Friedrich II. doch
nicht, seine Ansprüche, auf gründliche Rechtsgutachten gestützt, zu verlaut-
baren, und was man noch von dem jungen Helden gehört, berechtigte,
seiner Sache den glücklichsten Ausgang zu versprechen. Deshalb war
es natürlich, daß Viele in Berg den König von Preußen schon da-
mals für ihren einzig rechtmäßigen Landesherrn hielten, und besonders
die Herzen der Protestanten flogen Friedrich, von dessen Rechtsgründen
überzeugt, freudig entgegen. — Viele bergische Jünglinge, besonders
aus der Gegend von Solingen und Elberfeld, eilten zu dem preußischen
Heere, und auch der zweiundzwanzigjährige Peter Hahn trat im Jahr
1742 in ein königliches Infanterieregiment ein. Zwölf Jahre hin-
durch begleitete er den Einzigen zu all den preiswürdigen Siegen, die
er errang und kehrte dann, ein Genosse seines Ruhmes, mit ehren-
vollem Abschiede in seine Heimath nach Solingen zurück. Darauf
griff er wieder zu seinem Schmiedehandwerk und hämmerte, daß ihm
der Schweiß von der Stirne floh. Auch verheirathete er sich mit der
Tochter des Abraham Kronenberg zu Korten und ernährte die Seinen
redlich. Während seine wuchtige Hand den schweren Hammer schwang
und die Funken ihm um den Kopf flogen, träumte er von den Schlach-
ten und Siegen, die er unter den Augen seines Königs hatte erkämpfen
helfen. An den langen Winterabenden saß das jüngere Geschlecht lau-
schend zu seinen Füßen und hörte ihn mit klopfendem Herzen die Groß-
thaten Friedrich's erzählen, wodurch die jugendlichen Herzen für ihr
Leben an den großen König gefesselt wurden.
Bald begann der dritte schlesische Krieg. Ein Verderben drohen-
des Ungewitter zog sich aus dem ganzen Europa gegen das beneidete
Preußen zusammen. Rußland, Schweden, Frankreich und das deutsche
Reich schickten gewaltige Streitkräfte, um den großen Friedrich zu zer-
malmen. Im Frühjahr 1757 kam Soubise mit seinem übermüthigen
Heere nach Rheinland-Westphalen. In Solingen hielt das übelberüch-