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lassen; ich weiß das, denn er hut ein mildes Herz. Nehmt meinen
Sonntagsrock mit, daraus kann sie Röcklein machen lassen für die
Kleinen. Ich werde schon im Kittel zu meinem Regimente kommen;
dort giebt mir der König einen neuen Rock. Hier habt ihr noch eine
Reihe Semmel für die Kinder. Grüßt mir meine Lieben; Gott wolle
uns Alle in seinen gnädigen Schutz nehmen!“ Das Weitere schildert
der Dichter Simrock in kurzen, schönen Worten:
Ihm waren Weib und Kind
Wohl auch an's Herz gewachsen,
Doch lief er hin geschwind
Zu Friedrich's Heer in Sachsen.
Und eh' man sich's versah,
Beagann die Schlacht zu tosen:
Mit Seydlitz schlug er da,
Bei Roßbach die Franzosen.
Das däucht ihm nicht genug,
Viel schlimmre Feinde dräuten,
Er ließ nicht ab und schlug
Mit Zieten noch bei Leuthen.
Da ging es herrlich her:
Zu ganzen Bataillone
Ergab sich Oesterreichs Heer,
Mit Fahnen und Kauonen.
So folgte Hahn seinem Könige zu den herrlichsten Siegen. Er
war ein Muster von Diensttreue, stand bei seinen Waffengefährten in
hoher Achtung und wurde von seinen Vorgesetzten geliebt und oft be-
schenkt. Der große König kannte ihn persönlich und hat ihn oft
freundlich angeredet. Was er geschenkt erhielt und was er von seiner
geringen Löhnung erübrigen konnte, schickte er seinem geliebten Weibe
nach Limmingbofen bei Solingen. Kurz nack der Schlacht bei Torgau
fiel Hahn den Oesterreichern in die Hände und mußte als Kriegs-
gefangener nach Pettau in die Steiermark wandern. Dort hatte er
schlimme Tage. Der Friede zu Hubertsburg, der dem siebenjährigen
Kriege ein Ende machte, gab auch ihm die Freiheit wieder. Gleich
nach seiner Auswechslung eilte er voll Sehnsucht nach der Heimath.
Ein grauleinener Kittel bedeckte die schlichte Heldengestalt. Sein Antlitz
war mit ehrenvollen Narben bedeckt, jedoch von dem Leiden der langen