Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

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Bei Auerstedt ging #s eben so schlimm. Hier eröffnrte der Gene- 
al Blücher mit der Reiterei den Kampf; aber das verheerende Feuer 
der Feinde nöthigte ihn zum Rückzuge. Da trifft eine Kugel die 
Stirn deo Herzogs ven Braunschweig; über dem rechten Auge dringt 
sie ein, das linke treibt sie aus seiner Höhlung. Besinnungslos stärzt 
der alte Feldherr vom Pferde und muß auß dem Schlachtgetümmel ge- 
tragen werden. Kein Anderer weiß um den Schlachtplan; daher 
herrscht große Verwirrung und Muthlosigkeit auf allen Seiten. Em 
Fehler folgt auf den andern. Der König hält mitten im Schlachtge- 
tünmel. Seine Preußen verrichten Wunder der Tapferkeit. Vergebenz; 
sie müssen das Feld räumen. 
222. Folgen. 
In den Schlachten bei Jena und Auerstert verlor Preußen am 
Todten, Verwundeten und Gefangenen 50,000 Mann. Die Armee 
Frierrich des Großen war rernichtct. Unter den LTrümmern derselten 
herrschte eine beispiellose Verwirrung. Nicht einmal em Sammelplatz 
für den Fall einer Niederlage war bestimmt worden. So floh der 
Eine hierhin, der Andre doithin; viele perloren sich ganz. Noch schlim- 
mer aber als die verlornen Schlachten waren die Folgen dieses Un- 
gläcks. An die Stelle des Uebermutbs trat nun ein vollständiges Ver- 
zagen. Ucberall beeilte man sich, dem Feinde obne Gegeuwehr Alles 
dabin zu geben. Fast keine Behörde dachte an Widerstand; die meisten 
Festungen wurden ohne alle Vertheidigung überlicfert, 
Ein Theil der geschlagenen Armee floh nach Erfurt. Durch ihre 
Befestigung geschützt, konnte die Stadt einem Angriff trotzen. Da er- 
schien der franösische Marschall Ney vor den Thoren. Widerstund 
wurde nicht geleistet. Der Prinz von Oranien und der Gcneral vo#n 
Möllendef gaben sich mit 8000 Mann gefangen. Bel Halle streckte 
der Prinz von Würtemberg die Waffen, und Preusen verlor wiecder 
4000 Mann. Nur am Giebichensteiu und bei Kiollwitz kämpften noch 
drei Bataillone. Die schossen, so lange sie Kugeln hatten. Ein Jun- 
ker, von den Franzosen umingt, sollte sich mit der Fabne ergeben. 
„Mich könnt ihr haben,“ ruft er, „aber die Fahne nicht.“ Er reißt 
die Ehre des Regiments von der Stange ab, wickelt sich hinein und 
stürzt sich in die Saale; die Fahne wird sein Leichentuch. Das Haupt- 
heer wandte sich über ven Harz nach Magdeburg. Der Fürst von
	        
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