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Dichter und Denker und erwarb sich die Achtung und Liebe aller seiner
Lehrer. Nachdem er fünf Jahre in der Anstalt verweilt, trat er 1777
als Fähndrich in die Dienste seines Vaterlands Hannover, 1780 wurde
er zum Lieutenant befördert. Er trat nun als Schriftsteller auf, schrieb
trefliche Bücher über Kriegskunst, erfand Fernröhre, die sich für den
Kriegsdienst sehr brauchbar zeigten, und wurde bald zum ersten Lehrer
an der Kriegsschule zu Hannover ernannt. In den Jahren 1793 bis
1795 begleitete er den General Hammerstein während der Feldzüge in
Holland und Belgien und zeigte, daß er nicht bloß ein Mann des
Worts, sondern auch ein Mann der That sei. Der General Hammer=
stein berichtet über ein glücklich ausgeführtes Unternehmen, wozu Scharn-
horst gerathen, Folgendes an den König von England:
„Vor Allem halte ich mich verpflichtet, des Hauptmanns Scharn-
horst Erwähnung zu thun. Dieser Offizier hat bei seinem Aufenthalte
in Menin, beim Bombardement und beim Durchschlagen Fähigkeiten
und Talente, Bravour und unermüdeten Eifer, verbunden mit einer
bewunderungswürdigen Geistesgegenwart, gezeigt, so daß ich ihm allein
den glücklichen Ausgang der Sache verdanke. Er ist bei allen Ausfüh-
rungen der Erste und Letzte gewesen, und ich kann unmöglich erschöp-
fend beschreiben, von welchem großen Nutzen dieser so sehr verdienst-
volle Offizier mir gewesen ist.“
Der König von England beschenkte Scharnhorst nicht nur mit ei-
nem Ehrensäbel, sondern ernannte ihn bald darauf zum Major im
Generalstabe. Selbst während der Feldzüge hatte Scharnhorst mehrere
Schriften ausgearbeitet, ein Beweis seiner rastlosen Thätigkeit. Das
Verdienst des edlen Mannes trat immer mehr hervor, was die baldige
Ernennung zum Oberst-Lieutenant bekundete.
Durch den Herzog von Braunschweig, der Scharnhorsts Schriften
gelesen hatte, wurde Friedrich Wilhelm III. auf den ausgezeichneten
Mann aufmerksam gemacht. Der König forderte ihn auf, in preußische
Dienste zu treten. Scharnhorst nahm den Ruf an und wurde als
Oberst-Lieutenant beim dritten Artillerie-Regiment ungestellt. Im Jahre
1801 wurde er in den Generalstab versetzt und hielt in Berlin Vorle-
sungen für Offiziere. 1804 wurde er in dem Adelstand erhoben. Na-
poleons Macht stieg von Tag zu Tag, mit ihm sein Uebermuth. Preußen
wurde gezwungen, die Waffen zu ergreifen. Scharnhorst begleitete den
Herzog von Braunschweig, der den Hauptbefehl über die preußische
Armee führte. Bei Auerstädt wurde Scharnhorst zweimal verwundet.
Wie wir wissen, wurde die preußische Armee an diesem unglücklichen
Tage gänzlich geschlagen. Der Oberbefehlshaber war schwer verwundet,