Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

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247. Napolcons Feldzug gegen Rußland. 
(1812). 
Napoleon stieg zu immer höherer Macht. Er vermochte aber 
nicht, sich im Glücke zu mäßigen und Großmuth und Gerechtigkeit 
walten zu lassen. Mit frevelnder Hand tastete er die Rechte der Für- 
sten und Völker an und riß Provinzen und Königreiche an sich, wie 
es ihm gefiel. Seinen redlich gesinnten Bruder Ludwig hieß er von 
dem Throne Hollands steigen, weil er sich sträubte, zu den Bedrückun- 
gen des Volkes die Hand zu bieten. Holland wurde mit Frankreich 
vereinigt. Dann knahm er Besitz von dem ganzen nordwestlichen 
Deutschland am Ausflusse der Ems, Weser und Elbe mit den alten 
Hansestädten Bremen, Hamburg und Lübeck, wodurch die Deutschen 
die Mündungen ihrer großen Ströme, ihre Küsten und ihren Seehan- 
del verloren. Darauf ließ er den Papst von Nom wogschleppen, ver- 
einigte den Kirchenstaat mit Frankreich und bestimmte, daß sein erst- 
geborener Sohn König von Rom heißen sollte. Spanien durchzogen 
seine Heere, Oesterreich hatte er niedergeworfen in blutigen Schlachten 
und darauf durch Familienbande an sich gefesselt; Preußen war zer- 
stückelt, erschöpft und an den Rand des Verderbens gebracht worden; 
die übrigen deutschen Fürsten waren zu seinen Vasallen herabgesunken. 
Der mächtige Kaiser von Rußland war sein Bundesgenosse. Nun stand 
der Mann aus Corsika auf dem höchsten Gipfel seiner Macht. Er 
hätte nun wohl zufrieden sein können mit dem, was er besaß, allein 
sein Ehrgeiz war unersättlich. Noch einen Feind gab es, der zwar zu 
Lande nicht viel ausrichten konnte, zur See aber unbesiegbar schien. 
Es waren die Engländer. Sie hatten seine ganze Marine, seinen 
ganzen Seehandel vernichtet. Wo ein französisches Schiff aus dem 
Hafen lief, kamen sie und nahmen es weg. Napoleon hatte ihnen 
deßwegen eine unversöhnliche Feindschaft geschworen. Vor Allem 
suchte er ihren Handel zu zerstören, durch den sie groß und mächtig 
geworden waren, was er dadurch sicher zu erreichen hoffte, daß er 
den brittischen Schiffen alle Seehäfen von Europa verschloß. Dieser 
Handelssperre, die man das Continentalsystem nannte, beizutreten, hatte 
sich auch Rußland überreden lassen. Schweden war mit Waffengewalt 
dazu bezwungen worden. Kaiser Alexander sah aber bald ein, daß 
durch die strenge Absperrung gegen England seine Unterthanen einen 
ungeheuren Nachtheil erlitten; er ließ daher Milderung eintreten. Das
	        
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