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und Ohrringe, Kleidungsstücke, Betten, Leinewand wurden auf den
Altar des Vaterlandes niedergelegt. Eine schlesische Jungfrau opferte
das Einzige, was sie hatte, ihr schönes goldenes Haar. Aller Unter-
schied von Ständen und Klassen, von Altern und Stufen waren ver-
gessen und aufgehoben. Jeder demüthigte sich zu dem Geschäfte und
Dienste, wo er der Brauchbarste war; das eine große Gefühl für das
Vaterland für seine Freiheit und Ehre verschlang alle anderen Gefühle.
Die Menschen fühlten es, sie waren gleich geworden durch das lange
Unglück; sie wollten auch gleich sein im Dienste und im Gehorsam.
Edle Sänger, darunter ein E. M. Arndt, ein Theodor Körner,
der Ritter mit Leier und Schwert in Lützows wilder verwegener Jagd,
ein Max von Schenkendorf hoben die Gluth der Begeisterung durch
feurige Lieder. —
Wo eine Schaar auszog in den heiligen Krieg, wurde sie vorher
felerlich eingeweiht, und es erklangen die Glocken von den Thürmen.
Das tönte wohl in manche Brust wie Grabgeläute, und es konnten sich
auch starke Männer, von der Ahnung eines nahen Todes ergriffen, in
solchen Augenblicken nicht immer der Thränen enthalten; doch im Hin-
blick auf ein herrliches Ziel, auf den Heldentod für's Vaterland, eilten
sie freudig in den Kampf.
249. Das eiserne Kreuz.
Auf der Nogat grünen Wiesen Heil'ges Zeichen ward erlesen
Steht ein Schloß im Preußenland, Fern im weisen Morgenland,
Das die frommen deutschen Riesen Und nach seinem tiefsten Wesen
Einst Marienburg genannk. Ward es deutsches Kreuz genannt.
An der Mauer ist zu schauen Heil dir, alter Bund der Starken,
Bildniß leuchtend, groß und klar, Heil euch, edle deutsche Herrn!
Bildniß unfrer lieben Frauen, Von den frommen Christen = Marken
Die den Heiland uns gebar. Hieltet ihr die Heiden fern.
Lieb' und Glaube wollten geben Ach, die Ritter sind gefallen,
Jener Fülle milden Reiz, Ihre Tempel sind entweiht,
In den Lüften sah man schweben, Abgebrochen ihre Hallen —
In den Fahnen hoch das Kreuz. Auf den Särgen liegt ihr Kleid.