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Am 4. März hatten die Franzosen es verlassen, und bald darauf war
der König unter lautem Jubel der Bewohner in seine Hauptstadt zu-
rückgekehrt. Nun brach der Stiefsohn Napoleons, Eugen, der in
Magdeburg stand, gegen Berlin auf; aber Preußen und Russen schlu-
gen ihn am 5. April bei Möckern gewaltig auf's Haupt, und das
junge preußische Fußvolk wies ihm mit seinen Kolben den Weg zurück
nach Magdeburg, die lützow'schen freiwilligen Jäger, die sogenannte
schwarze Schaar, drangen sogar tief in Sachsen ein, und wurden
überall als Befreier jubelnd begrüßt. Napoleon hatte inzwischen ein
Heer von 150,000 Mann zusammengebracht und erschien mit demselben
an der Saale. Bis jetzt stand ihm Preußen im Bunde mit Rußland
allein gegenüber. Oesterreich hielt sich noch neutral. Der ganze
Rheinbund, besonders Sachsen, dessen König durch Bande der Dank-
barkeit an Napoleon gebunden zu sein glaubte, stand noch für die
Fremdherrschaft. Bei Lützen und Großgörschen kam es am 2. Mai
1813 zu der ersten großen Schlacht. Die Verbündeten machten den
Angriff. Mit bewunderungswürdiger Unerschrockenheit kämpften die
Preußen. Es waltete in ihnen ein anderer Geist, als in den Tagen
bei Jena. Mit Ungestüm erstürmte Blücher Großgörschen, und schon
neigte sich der Sieg den Verbündeten zu, da erschien Napoleon selbst
auf dem Schlachtfelde. Mit feurigen Worten begeisterte er seine Krie-
ger, um den Verbündeten die errungenen Vortheile zu entreißen. Von
Neuem entbrannte der erbittertste, der blutigste Kampf. Schon hatten
die preußischen Garden die Hauptstellung der Feinde erstürmt und
mehrere Bataillone in die Flucht geschlagen, da ließ Napoleon 80
Stück Geschütz auf einem Punkte versammeln und richtete sie gegen die
Verbündeten! Es war als spie ein feuererspeiender Berg seine ver-
nichtende Lava aus; ganze Reihen empfingen vereint den Tod. Drei
Dörfer standen in Flammen, und das Angstgeschrei der Verwundeten
erfüllte die Luft. Den Sleg konnten die Verbündeten nicht erringen,
sie gingen jedoch nur Schritt vor Schritt aus dem mörderischen Feuer
und behaupteten bis zum späten Abend den größten Theil des Schlacht-
feldes. Während der Nacht setzte Blücher noch durch einen plötzlichen
Reiterangriff, wobei Napoleon beinahe gefangen genommen wäre, die
Feinde in Angst und Schrecken. Mit nur 70,000 Mann hatten die
Verbündeten gegen 120,000 Franzosen gekämpft, doch keine Fahne,
keine Kanone verloren sie. Leider aber empfing der edle Scharnhorst,
der ruhmvolle Begründer der Landwehr, bei Lützen die Todeswunde.
Eine Kugel verletzte sein Knie, und er starb in Prag.