Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

366 
Die Verbündeten zogen nun, um Verstärkungen an sich zu ziehen, 
geordnet und dem Feinde trotz bietend, über die Elbe zurück. Damit 
aber Niemand solches als eine Flucht deuten möge, redete Blücher am 
Tage nach der Schlacht seine Truppen also an. „Guten Morgen, Kin- 
der! Diesmal hat es gut gegangen!. Die Franzosen sind gewahr ge- 
worden, mit wem sie es zu thun haben. Der König läßt sich bei Euch 
bedanken. Das Pulver ist aufgegangen! Drum gehen wir bis hinter 
die Elbe zurüc: Da werden unsere Kameraden kommen. Die bringen 
uns Pulver und Blei. Dann sollen die Franzosen die schwere Noth 
kriegen! Wer jetzt sagt, wir retiriren, ist ein Hundsfott! Guten Morgen, 
Kinder!“ 
Bei Bautzen kam es noch in demselben Monate (21. und 22. Mai) 
zu einer zweitägigen mörderischen Schlacht. Auch hier siegte Napoleon, 
aber auch hier zogen die Verbündeten in geschlossenen Reihen zurück, 
so daß die Feinde sie nicht zu verfolgen wagten. An der Spitze der 
Preußen stand der alte Blücher, ein Jüngling im Silberhaare, ein 
erbitterter Feind der Franzosen, des Heeres Licbling. Er zog sich nach 
Schlesien zurück. 
— — — — 
254. Scenen aus der Schlacht bei Lützen. 
Gegen Mittag fing der Kanonendonner an zu krachen. Viele unter 
uns hörten solche Musik zum erstenmal in ihrem Leben. Als die erste 
Kugel über unsere Köpfe hinweg sauste, bückte sich mancher junge Husar. 
Ich nahm es ihnen nicht übel, hatte ich es doch im Jahre 1806 bei 
Jena gerade so gemacht, als ich zum erstenmal im Feuer war. Die 
erste feindliche Kugel, die in unsere Schwadron schlug, riß einem Husaren 
den Mantelsack auf, so daß alle Sachen, die darin waren, weit aus- 
einander flogen. Auch eine weiße Nachtmütze kam zum Vorschein, die 
der Kerl, Gott weiß zu welchem Zwecke, mit eingepackt hatte, und die 
flog einem andern Husaren gerade in's Gesicht. Daß dies allgemeine 
Heiterkeit erregte, brauche ich wohl nicht zu erinnern. Die zweite Ku- 
gel meinte es schon ernstlicher; denn sie schlug einen Husaren sammt 
seinem Pferde zusammen, so daß beide auf der Stelle todt waren. Als 
einige unserer jungen Husaren den noch zuckenden Leichnam ihres Ka- 
meraden ansahen, lief es ihnen eiskalt über die Haut, und sie fingen 
an, ein wenig blaß zu werden. Das bemerkte unser Rittmeister und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.