Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

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noch größere Verluste hatten als wir, so war es ihnen doch noch nicht 
so schlimm ergangen, als wir gewünscht und erwartet. Der französische 
Kaiser soll immer darauf bedacht gewesen sein, gerade an dem Platze, 
wo er sie just am nöthigsten brauchte, auch recht viele Truppen und 
Kanonen beisammen zu haben. Das war freilich eine gute Sache für 
ihn, aber eine böse für uns. Spät, als es schon längst Nacht gewor- 
den war, bot Vater Blücher Napoleon noch einen schönen guten Abend. 
Er sagte nämlich zu dem General von Gneisenau, der immer bei ihm 
war und so alles auf dem Papier ausarbeitete und aufzeichnete, wie 
es in der Schlacht gehen sollte: Gneisenau, sollen wir den französischen 
Kaiser noch einmal aus dem Schlafe wecken? Seine Leute lassen da 
ihr Suppenfeuer gar zu hell brennen. Cneisenau schüttelte anfangs 
ein wenig mit dem Kopfe, das war so seine Weise, dann antwortete 
er: „Wenn Sie es so meinen, dann immer zu.“ So mußten denn 
die Kürassiere von dem brandenburgischen, dem ostpreußischen und dem 
schlesischen Regiment, lauter große starke Kerle, die mit ihren Pallaschen 
schon darein zu schlagen verstanden, wieder aufsitzen. Die rasselten denn 
ordentlich auf den Feind ein und drängten die erste-Linie desselben zu- 
rück; ja es soll gar nicht viel daran gefehlt haben, daß selbst der fran- 
zösische Kaiser von ihnen gefangen genommen ward. Sapperment, das 
wäre ein Glück gewesen; viele Menschen, Pferde und schweres Geld 
hätte der König dadurch ersparren können! Wenn aber auch dieser An- 
griff in der Nacht von Seiten unserer Cavallerie sonst weiter nicht viel 
genützt hat, so zeigte er doch den Franzosen, daß wir Preußen selbst 
nach der heutigen Schlacht nicht die mindeste Furcht vor ihnen hatten. 
Dies war auch schon etwas werth; denn die Kerle bildeten sich sonst 
immer so gerne ein, daß alle Truppen, die ihnen gegenüberständen, wer 
weiß was nicht für Furcht vor ihnen haben müßten, wenn ihr Kaiser 
bei ihnen wäre. Unser Alter aber der scheerte sich den Teufel um den 
französischen Kaiser, und es war ihm ganz egal, ob der selbst, oder 
wer sonst von seinen Generälen ihm gegenüber kommandirte. „Ist man 
auch ein Menschenkind wie wir Alle, und er kann auch die schönste 
Schmiere bekommen, wenn ich ihn nur erst mal recht fassen thue,“ soll 
der Alte oft gesagt haben. Ich habe nachher gehört, Napoleon habe 
in dem Schlachtenberichte, den er für die Leute in Frankreich habe 
drucken lassen, gesagt, wir seien völlig in die Flucht geschlagen worden. 
Da hat er aber arg gelogen. Er soll überhauct in den Sachen, die er 
so drucken ließb, es mit der Wahrheit nicht eben sehr genau genommen 
haben. · — 
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Borussia. 24
	        
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