Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

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terlandes und der Religion weder Blut noch Gut zu schonen und freu- 
dig zum Siege oder Tode zu gehen. Wir schwuren! — Darauf warf 
er sich auf die Kniee und flehte Gott um Segen für seine Kämpfer an. 
Bei dem Allmächtigen, es war ein Augenblick, wo in jeder Brust die 
Todesweihe flammend zuckte, wo alle Herzen heldenmüthig schlugen! 
Der mit Würde vorgesagte und von allen nachgesprochene Kriegeseid, 
auf die Schwerter der Ofsiziere geschworen, und: Eine feste Burg ist 
unser Gott u. s. w. machte das Ende dieser herrlichen Feierlichkeit." 
256. Körner auf dem Kampfflatze. 
Jetzt, in der Laufbahn des Krieges, fand Körner Stoff zu leben- 
digen Gesängen. Indem er den Kriegerrock anzieht, streift er alles 
Schwache, Nachgeahmte seiner ersten Versuche ab, er ist ein Anderer 
geworden. Von Feldwacht zu Feldwacht, von Gefecht zu Gefecht quel- 
len ihm Lieder zu, unnachgeahmte, unnachahmbare, welche die Nation 
zu ihren Schätzen stellt. Er stieg durch seiner Genossen einstimmige 
Wahl bald zum Offizier. Er hatte sich zuerst unter die Jäger zu Fuß 
aufnehmen lassen; da aber nach der Schlacht von Lützen diese Schaar 
lange in Unthätigkeit bleiben mußte, so trat er unter die Reiterei. Als 
Lützow's Adjutant machte er den kühnen Streifzug nach Thüringen in 
den Rücken des Feindes mit. Auf der Rückkehr, während des unter- 
dessen abgeschlossenen Waffenstillstandes, wurde das Corps von einem 
verrätherischen Feindeshaufen bei Kitzen, in der Nähe von Leipzig, über- 
fallen, und Körner rettete sich, schwer am Kopfe verwundet, in den 
nächsten Wald. Hier war er eben beschäftigt, mit Hülfe eines Kame- 
raden seine Wunden zu verbinden, als er einen Trupp verfolgender 
Feinde auf sich zureiten sah. Die Gegenwart des Geistes verläßt ihn 
nicht, und in den Wald ruft er mit starker Stimme: „Die vierte Es- 
cadron soll vorrücken.]“ Die Feinde stutzen, ziehen sich /turück und Kör- 
ner gewinnt Zeit, sich tiefer in den Wald zu flüchten. Der Schmerz 
der tiefen Wunde“ war heftig, die Kräfte schwanden und die letzte Hoff- 
nung erlosch. Da dichtete er folgendes Lied: 
Die Wunde brennt! — die bleichen Lippen beben. — 
Ich fühl's an meines Herzens matterm Schlage, 
Hier steh ich an den Marken meiner Tage; —. 
Gott, wie du willst! Dir hab' ich mich ergeben. —
	        
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