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Viel goldne Bilder sah ich um mich schweben;
Das schöne Traumbild wird zur Todtenklage. —
Muth! Muth! — Was ich so treu im Herzen trage,
Das muß ja doch dort ewig mit mir leben!
Und was ich hier als Heiligthum erkannte, —
Wofür ich rasch und jugendlich entbrannte,
Ob ich's nun Freiheit, ob ich's Liebe nannte:
Als lichten Seraph seh' ich's vor mir stehen; —
Und wie die Sinne langsam mir vergehen, —
Trägt mich ein Hauch zu morgenrothen Höhen.
In den ersten Stunden der Nacht hörte er von Zeit zu Zeit noch
die verfolgenden Feinde, die in seiner Nähe den Wald durchsuchten;
aber nachher schlief er ein, und beim Erwachen am andern Morgen
sah er zwei Landleute vor sich stehen, die ihm, durch einige Kameraden
veranlaßt, ihren Beistand anboten. Sie brachten ihn auf abgelegnen
Wegen heimlich nach dem Dorfe Groß-Zschocher, wo er verbunden
wurde und hierauf zu einem Freunde in Leipzig. Nach fünftägiger
Pflege begab er sich nach Karlsbad und später nach Berlin. Kaum
war er aber geheilt, so eilte er zu seinen Waffenbrüdern zurück, um an
ihrer Seite den unterbrochenen Kampf. wieder zu beginnen. Nach ge-
endigtem Waffenstillstand kämpfte er in mehreren Gefechten gegen ge-
Franzosen unter Davoust mit kühnem Muthe. Am 17. August, dem
Todestage des großen Königs, das Körner für eine Vorbedeutung an-
sah, erneuerten sich die Feindseligkeiten, und das Lützow'sche Corps,
das zu den Vorposten gebraucht wurde, war von nun an fast täglich
im Gefechte. An diesem Tage dichtete er das Lied“ Das Volk steht
auf, der Sturm bricht los 2c.
Am 25. August wurde ein neuer Streifzug in den Rücken des
Feindes gewagt. Man kam an demselben Tage bis in den Wald bei
Rosenberg, wo man im Verstecke auf die Kundschaft wartete. Hier
dichtete Körner sein Schwertlied, einen der höchsten Laute unserer
Sprache; da werben schon die Trompeten. Er wirft. den Stift weg
und ergreift die Eisenbraut, welche er eben besungen; in der Fülle die-
ser Wonne, auf dem Gipfel solchen Glücks tritt ihn der Tod an, rasch,
ohne daß er sein Antlitz gesehen hatte.