8381
die Residenzstadt meines Koͤnigd; die ich mit meinem Leben zu verthei-
digen die heiligste Pflicht habe. Kein Preuße wird über die Brücke
gehen, die ihn hinter die Stadt führt.“ Und zu seinen Offtzieren
sprach er: „Mich bekommt er nicht gutwillig zum Rückzuge. Unsere
Knochen sollen vor Berlin bleichen! Nicht rückwärts!“ Wie Bülow, so
dachte auch der tapfere General Tauenzien, der ebenfalls unter dem
Kronprinzen von Schweden stand.
Das französische Heer rückte in drei großen Heersäulen, die aber
durch Wald und Sumpf von einander getrennt waren, neben einander
vorwärts, um sich auf der waldfreien Ebene bei Großbeeren, wo ver-
schiedene Wege zusammenlaufen, zu verelnigen. Tauenzien hielt mit
12,000 Mann Landwehr ein französisches Korps zwischen den Sümpfen
und Mooren von Jahnsdorf auf, während Bülow seine Truppen bei
Heinsdorf in Schlachtordnung stellte, um die Feinde anzugreifen, sobald
sie einzeln aus dem Walde hervorbrechen würden. Am Nachmittag
des 23. August kommen die ersten Franzosen bei Großbeeren an, das
auf einer Anhöhe nahe am Walde liegt. Die wenigen Preußen, die
das Dorf besetzt hielten, mußten weichen. Seit zwei Tagen hatte es
ununterbrochen geregnet, die Wege waren fast bodenlos. Das Bülow'sche
Korps stand in der Nähe von Großbeeren. Der heftige Regen ver-
barg es aber den Franzosen. Ein Theil der Preußen war acht Stun-
den lang ohne Speise und Trank marschiert und kam eben erst hungrig,
mit Koth bedeckt und bis auf die Haut durchnäßt an. Als es aber
hieß: Es geht gegen den Feind! da fühlte Keiner Müdigkeit oder
Hunger, sondern Alle antworteten mit einem dreifachen Hurrah. Nun
ließ Bülow die Trommeln rühren und die Hörner blasen. Dazwischen
klangen die Schlachtgesänge der Soldaten, der Angriff begann. Don-
nernd brüllten die preußischen Kanonen, kräftig gaben die französischen
Antwort. Noch immer goß der Regen rauschend nieder. Die ein-
schlagenden Kugeln wühlten die Erde auf und schleuderten den Koth
weit umher. Ningsum schien der schwarze Horizont in Feuer zu stehen.
Bald erfolgte ein allgemeiner Angriff. Mann focht gegen Mann, und
da kein Gewehr mehr losging, gebrauchten die kräftigen Landwehr-
männer das Bajonnet oder schlugen mit den Kolben darein, wobei sie
in ihrer pommerschen Mundart ausriefen: „So fluscht et bätter!“
Manche warfen ihre zerbrochenen Gewehre weg und gingen mit der
Faust auf ihren Mann los. Der Hanptmann Röll rief seiner Kom-
pagnie zu: „Dort stehen zwei Kanonen, die nehmen wir!“ „Hurrah!“
amworteten die braven Pommern und nahmen sie. Der Major von
Gagern griff mit drei Geschützen ein ganzes sächsisches Regiment an