Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

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die Residenzstadt meines Koͤnigd; die ich mit meinem Leben zu verthei- 
digen die heiligste Pflicht habe. Kein Preuße wird über die Brücke 
gehen, die ihn hinter die Stadt führt.“ Und zu seinen Offtzieren 
sprach er: „Mich bekommt er nicht gutwillig zum Rückzuge. Unsere 
Knochen sollen vor Berlin bleichen! Nicht rückwärts!“ Wie Bülow, so 
dachte auch der tapfere General Tauenzien, der ebenfalls unter dem 
Kronprinzen von Schweden stand. 
Das französische Heer rückte in drei großen Heersäulen, die aber 
durch Wald und Sumpf von einander getrennt waren, neben einander 
vorwärts, um sich auf der waldfreien Ebene bei Großbeeren, wo ver- 
schiedene Wege zusammenlaufen, zu verelnigen. Tauenzien hielt mit 
12,000 Mann Landwehr ein französisches Korps zwischen den Sümpfen 
und Mooren von Jahnsdorf auf, während Bülow seine Truppen bei 
Heinsdorf in Schlachtordnung stellte, um die Feinde anzugreifen, sobald 
sie einzeln aus dem Walde hervorbrechen würden. Am Nachmittag 
des 23. August kommen die ersten Franzosen bei Großbeeren an, das 
auf einer Anhöhe nahe am Walde liegt. Die wenigen Preußen, die 
das Dorf besetzt hielten, mußten weichen. Seit zwei Tagen hatte es 
ununterbrochen geregnet, die Wege waren fast bodenlos. Das Bülow'sche 
Korps stand in der Nähe von Großbeeren. Der heftige Regen ver- 
barg es aber den Franzosen. Ein Theil der Preußen war acht Stun- 
den lang ohne Speise und Trank marschiert und kam eben erst hungrig, 
mit Koth bedeckt und bis auf die Haut durchnäßt an. Als es aber 
hieß: Es geht gegen den Feind! da fühlte Keiner Müdigkeit oder 
Hunger, sondern Alle antworteten mit einem dreifachen Hurrah. Nun 
ließ Bülow die Trommeln rühren und die Hörner blasen. Dazwischen 
klangen die Schlachtgesänge der Soldaten, der Angriff begann. Don- 
nernd brüllten die preußischen Kanonen, kräftig gaben die französischen 
Antwort. Noch immer goß der Regen rauschend nieder. Die ein- 
schlagenden Kugeln wühlten die Erde auf und schleuderten den Koth 
weit umher. Ningsum schien der schwarze Horizont in Feuer zu stehen. 
Bald erfolgte ein allgemeiner Angriff. Mann focht gegen Mann, und 
da kein Gewehr mehr losging, gebrauchten die kräftigen Landwehr- 
männer das Bajonnet oder schlugen mit den Kolben darein, wobei sie 
in ihrer pommerschen Mundart ausriefen: „So fluscht et bätter!“ 
Manche warfen ihre zerbrochenen Gewehre weg und gingen mit der 
Faust auf ihren Mann los. Der Hanptmann Röll rief seiner Kom- 
pagnie zu: „Dort stehen zwei Kanonen, die nehmen wir!“ „Hurrah!“ 
amworteten die braven Pommern und nahmen sie. Der Major von 
Gagern griff mit drei Geschützen ein ganzes sächsisches Regiment an
	        
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