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gen- und Nebelkappe über den Kopf gezogen, daß sie selbst in der
Mittagsstunde kaum Hand vor Augen sehen konnten. Bis zehn Uhr
tappten beide im Ungewissen auf einander los. Machonald fürchtete,
Blücher habe Reisaus genommen und sei in ungeordnetem Rückzuge auf
Jauer begriffen, so daß er sich beeilte, die Katzbach und wüthende
Neiße zu überschreiten, um ihn einzuholen. Blücher in gleicher Besorg-
niß, daß Mardonold ihm entwischen und nach Löwenberg und Bunzlau
entweichen werde, vermeinte nicht rasch genug die Katzbach und Neiße
überschreiten zu können, wozu er die nöthigen Befehle schon ertheilt
hatte. Zum Heil für das schlesische Heer waren die leichtfüßigeren
Franzosen ihm zuvorgekommen, hatten die beiden Gebirgswasser über-
schritten, waren die steilen Uferränder herauf geklettert, und nun trafen
sie unvermuthet auf die Preußen und Russen.
Die Brigade Hünerbein, von York geführt, gerieth zuerst auf den
Feind. Das brandenburgische Bataillon (Ottegraven) ging unter Kar-
tätschenhagel im Sturmschritt vor. Was fiel, das fiel, erzählt uns
ein Mitkämpfer, wir andern blieben im Vorrücken. Bald waren wir
im Bereich der Flintenkugeln. Nu#m verdoppelten wir unsere Schritte
und griffen, unter fürchterlichem Hurrahgeschrei, die Franzosen mit
gefälltem Bajonette an. Die Feinde standen in ihrem Vierecke, wie
festgemauert. Wir näherten uns bis auf wenige Schritte. Einen Au-
genblick standen unsere Leute so den Franzosen gegenüber. Freund und
Feind blickten einander starr in die Augen. Plötzlich erschallte von un-
serer Seite der Ruf: Hurrah, drauf! Da nahmen die Soldaten ihre
Gewehre verkehrt und schlugen mit den Kolben auf die verdutzten Fran-
zosen. Bald war das Viereck umzingelt und so von allen Seiten
mit Bajonett und Kolben angegriffen. An ein Pardongeben war nicht
mehr zu denken, und nach einer viertelstündigen Blutarbeit lag das
ganze Viereck zu Boden geschlagen. Etwa 150 noch Lebende und Ver-
wundete wurden aus dem Leichenhaufen hervorgezogen und in Gefan-
genschaft geführt.
Bald lößte sich die Schlacht in viele dergleichen einzelne Gefechte
auf. Hier führt ein Major sein Landwehrbataillon gegen eine feind-
liche Baterie, dort erobert die Bunzlauer Landwehr unter Kugel- und
Platzregen drei Geschütze. Feindliche Chasseurs brechen hervor, hauen
auf die Landwehr ein, die sie mit dem Bajonett wiederum zurückschlägt
Oberst Jürgaß hält an der Spitze seiner Reiterei und wartet ungedul-
dig auf den Befehl zum Einhauen. Ein vorübersprengender Graf Bran-
denburg ruft ihm zu: Der Fiend ist am Weichen. Da hält er es
nicht mehr aus. Wozu noch länger warten, meint er, der rechte Mo-